Im Gespräch mit Patricia Löwe
Referentin für Unternehmenskommunikation beim Forschungsverbund Berlin e. V.
„In unruhigen Zeiten – angesichts anhaltender Krisen und von Angriffen auf unsere Demokratie – ist es unsere Aufgabe und gesellschaftliche Verpflichtung als Wissenschaftler:innen, für das einzutreten, was unsere Forschung ermöglicht: die Freiheit des Denkens, Neugierde auf Fremdes und Unbekanntes, das Ringen um Wissen und Technologie, die ein immer besseres Leben ermöglichen, das Eintreten für gleiche Rechte aller Menschen unabhängig von Hintergrund und Herkunft“, so formulierten es die Vorstandssprecher des Forschungsverbunds Berlin e. V. (FVB). Weltoffenheit und Toleranz sind wichtige Themen in der aktuellen Kommunikation des FVB. Wir haben mit der verantwortlichen Referentin und promovierten Philosophin Patricia Löwe über notwendige und neue Wege des Austauschs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft gesprochen.
Adlershof Journal: Wie kommunizieren Sie für den FVB?
Patricia Löwe: Der Forschungsverbund besteht aus sieben Leibniz-Instituten – in Adlershof sind das Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie und das Institut für Kristallzüchtung angesiedelt – und einer gemeinsamen Verwaltung. Die Institute kümmern sich selbst sehr intensiv um Wissenschaftskommunikation. Die Unternehmenskommunikation vertritt den Forschungsverbund als Ganzes, nimmt die Pressearbeit der Institute auf und multipliziert sie. Außerdem bespielen wir die Website, veröffentlichen Publikationen und Pressemitteilungen, kommunizieren unsere Inhalte auf Social-Media-Kanälen. Da geht es auch um Recruiting und Employer Branding. Hier ist viel im Fluss. Bei dieser Vielzahl von Aufgaben profitiere ich sehr von meiner früheren Tätigkeit in der Kulturbranche.
Welche Formate oder Kanäle halten Sie für zielführend?
Es ist die Stunde von TikTok, Videos und Reels. Wer hier nicht aktiv wird, verpasst die junge Generation. Das sehen wir aktuell vor allem in der Politik.
Die Lange Nacht der Wissenschaften finde ich auch ein fantastisches Format. Wir haben in diesem Jahr wieder Besuchenden zwischen vier und 90 Jahren die Arbeit unserer Forschenden vorgestellt und Exponate wie Kristalle, Blaualgen, Periskope oder das Highlight – einen Nashornfötus, der durch künstliche Befruchtung entstanden ist – gezeigt. Wer mehr wissen wollte, konnte die Institute selbst besuchen.
Warum müssen Wissenschaftsthemen den Menschen vermittelt werden?
Da gibt es verschiedene Gründe. Zunächst würde ich sagen, weil diese unglaublich cool und interessant sind. Damit meine ich nicht nur so offensichtlich spannende Dinge wie aufgefundene Saurierknochen.
Außerdem haben wir eine Aufklärungspflicht. Aufgeklärte Menschen sind handlungsfähiger und selbstbestimmter. Ich finde andererseits auch, dass jeder Mensch die Pflicht hat, sich zu bilden. Ich sehe das als durchlässige Membran: Genauso wie Forschung in die Welt gelangen muss, muss Forschung die Gesellschaft auch hineinlassen.
Wie kommt die Wissenschaftskommunikation aus ihrer Bubble?
Ich glaube, wir müssen aus unserer Komfortzone heraus, müssen mehr in den Dialog gehen und an ungewöhnlichen Orten präsent sein – auf der Straße, in Kneipen oder bei öffentlichen Events. Wir brauchen hier neue Wege und unkonventionelle Ideen.
Wie muss eine Science Society sein, damit Forschung möglich ist?
Forschung an sich kann erst einmal zweckfrei sein, gerade Grundlagenforschung. Sie benötigt Zeit und Ressourcen, aber auch die Freiheit, scheitern zu können. Aber – und das ist wichtiger denn je: Eine Gesellschaft muss weltoffen, tolerant, demokratisch, freiheitlich sein, damit Forschung überhaupt möglich ist. Nur in einer Demokratie gewinnen wir die besten Köpfe und internationale Talente.
Peggy Mory für Adlershof Journal
Forschungsverbund Berlin e.V. - Pressekontakt (fv-berlin.de)