HZB-Schülerlabore vermitteln Spaß an Naturwissenschaft
Leiterin Ulrike Witte im Gespräch
Um Forschung zum Anfassen geht es Ulrike Witte. Die Leiterin der Schülerlabore des Helmholtz-Zentrums Berlin in Wannsee und in Adlershof versteht es, physikalische Phänomene so vereinfacht darzustellen, dass auch ein Dreijähriger sie begreift. Doch nicht nur beruflich steht der Nachwuchs bei der sympathischen Sportbegeisterten ganz oben an: Die Dreifachmutter trainiert die Volleyballteens in ihrem Brandenburger Wohnort. Ihren langen Haarzopf hat sie übrigens nicht aus Eitelkeit wachsen lassen. „Freunde in meinem Bekanntenkreis sind Prosopagnostiker. Sie können eine Person nicht anhand ihres Gesichtes erkennen: Wenn sie meinen Zopf sehen, wissen sie, ich bin die Ulrike.“
Adlershof Journal: UniLab, Kristall-Lab, DLR-SchoolLab und weitere – mit Schülerlaboren ist Adlershof gut versorgt. Gibt es eine so große Nachfrage?
Ulrike Witte: Ja, Experimentieren an außerschulischen Lernorten ist stark nachgefragt. 5.500 Schüler ab Klasse 5 haben wir allein im Adlershofer HZB-Schülerlabor in den letzten fünf Jahren betreut. Dennoch fühlt es sich für mich an „wie ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Innerhalb von zwölf Stunden nach Bekanntgabe des Halbjahrprogrammes waren bereits die Termine ausgebucht.
„Blick in die Materie“ heißen die beiden HZB-Schülerlabore. Worum geht es da?
Unsere Themen sind Solarenergieforschung, Interferenz, Materialforschung, Licht und Farben sowie Magnetismus und Supraleitung. Neben den Workshops haben wir eine Schüler-Arbeitsgemeinschaft und bieten Lehrerfortbildung an.
Müssen Mädchen in MINT-Fächern besonders gefördert werden?
Grundschüler gehen noch sehr unbefangen an wissenschaftliche Themen ran. Bei älteren Schülern, die zu uns ins Schülerlabor kommen, beobachte ich die Tendenz, dass Mädchen weniger selbstbewusst und zurückhaltender auftreten. Veranstaltungen wie der Girl’s Day und der Mädchen-Technik-Kongress sind daher unverzichtbar.
Sie haben das Adlershofer HZB-Schülerlabor 2010 aufgebaut. Wie kam es dazu?
Ich habe Kristallografie studiert. 1993 begann ich am Hahn-Meitner-Institut (HMI) in Wannsee mit Neutronenstreuung zu forschen. Nach der Promotion 1996 hab ich mich um den Familienzuwachs gekümmert und ab 1999 in Teilzeit für die TU Dresden am HMI in Rahmen einer Kooperation gearbeitet. Als das HMI und BESSY II 2009 zum Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie fusionierten und in Adlershof auch ein Schülerlabor aufgebaut werden sollte, wusste ich, dass ich das unbedingt machen wollte – weil ich „Überzeugungstäterin“ bin. Erklären macht mir nicht nur Spaß, sondern ich finde, Wissenschaft kann noch viel mehr Menschen begeistern, wenn man sie gut erklärt.
Was hält Sie jung?
Der Umgang mit vielen Kindern. Jedes Kind denkt anders. Obwohl ich manche Experimente schon über 50-mal gemacht habe, stellen die Kinder Fragen, über die ich noch nie nachgedacht habe. Diesen Blick zu behalten, als wären die Sachen neu, finde ich wichtig.
Welche Eigenschaften sind Ihnen wichtig?
Ehrlichkeit und Offenheit.
Wofür können Sie sich begeistern?
Sport ist meine größte Leidenschaft. Ich spiele Volleyball, ab und zu Basketball und trainiere bei der Sportgemeinschaft Hangelsberg 47 e. V. die Volleyballnachwuchsmannschaft. Es geht mir nicht vordergründig darum, sportlichen Ehrgeiz bei den Zehn- bis Sechzehnjährigen zu wecken. Ich möchte ihnen den Spaß an der Bewegung vermitteln. Sehr viel Zeit verbringe ich draußen. Etwa auf dem Wasser. Mein Mann hat zwei Grönlandkajaks gebaut. Wir wohnen nur 150 Meter von der Spree entfernt, auf ihr paddeln wir uns regelmäßig den Kopf frei.
Wann haben Sie zuletzt etwas Neues ausprobiert?
Beruflich mache ich das andauernd. Lese ich etwa in der Zeitung „Physik in der Schule“ von einer Idee für ein Experiment, muss ich das immer gleich selbst ausprobieren. Privat habe ich diesen Sommer das erste Mal eine Klettersteig-Hüttentour in den Brenter Dolomiten gemacht und mich mit meiner Höhenangst auseinandergesetzt. Die Kulisse ist großartig und die Konfrontationstherapie war hilfreich.
Zur Arbeit kommen Sie mit …
… dem Auto, weil das am schnellsten geht. Ich wohne 45 km entfernt von Adlershof.
Was können Sie überhaupt nicht?
Haushalt und Küche sind nicht meine Steckenpferde.
Was fällt Ihnen zum Stichwort Teilen ein?
Wir teilen mit unseren Nachbarn ihren Hund Nanuk. Das ist ein Alaskan Malamute, ein Schlittenhund. Er ist mir sehr ans Herz gewachsen. Bei unserem Wochenendspaziergang ist er oft dabei.