Heizen mit dem Fenster
Adlershofer Energy Accelerator A² fördert Pilotprojekt mit Vestaxx und BTB
Große Fenster in der modernen Architektur haben nicht nur ästhetische Bedeutung. Sie fangen Licht und Wärme ein und sparen dadurch Energie. Neben allen Vorteilen haben diese großen Glasflächen auch Nachteile. Die Stellfläche an Wänden wird eingeschränkt und die Sonne heizt im Sommer die Räume übermäßig auf.
An einer Lösung des ersten Problems arbeiten die Gründer der Firma Vestaxx GbR. Sogenannte Passivhäuser benötigen nur an sehr wenigen kalten Tagen eine Zusatzheizung, so dass sich eine Investition in eine herkömmliche Anlage kaum lohnt. Die Alternative sind elektrische Zusatzheizungen, die aus ästhetischen Gründen oft als Wandflächenheizung ausgelegt werden. Diese Flächen sind dann aber nicht mehr für andere Zwecke nutzbar. Also, warum nicht die Fensterflächen als Heizung nehmen?
Vestaxx entwickelte eine Technologie, die sich sehr effizient aufbringen lässt und trotzdem unsichtbar bleibt. Die Fensterscheibe wird auf der Innenseite mit einer hauchdünnen metallischen Schicht versehen, die sich bei Anschluss an eine Stromquelle erwärmt. Wärmeverluste nach außen gibt es kaum, in modernen Dreifachfenstern können Wirkungsgrade bis zu 95 Prozent erreicht werden. Wird der Strom noch mittels Photovoltaik erzeugt, bleibt die Erzeugung der Wärme zum Heizen CO2-neutral.
Moderne verglaste Geschäftsgebäude verbrauchen jedoch mittlerweile mehr Energie zur Kühlung als zum Heizen. Die als Gegenmaßnahme verbauten mechanischen Beschattungssysteme sind aufwendig und wartungsintensiv.
Zusammen mit der Adlershofer Dependance des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Polymerforschung IAP hat die Tilse Formglas GmbH ein neues kostengünstiges und wartungsfreies Verfahren erdacht. Ein Glas, dass sich bei Temperaturerhöhung reversibel von Klar- zu Milchglas wandelt.
Die Wissenschaftler des IAP entwickelten dazu kleine Kapseln, gefüllt mit Substanzen, die abhängig von der Temperatur ihren Brechungsindex ändern, und so Licht und Infrarotstrahlung entweder durchlassen oder reflektieren.
Hergestellt werden diese Mikrokapseln in einer Pilotanlage in Adlershof, anschließend werden sie bei Tilse Formglas im brandenburgischen Nennhausen in Gießharz eingebracht und mit den Glasscheiben verbunden. Diese lassen sich dann in nahezu beliebigen Formen und Größen verarbeiten. Die Grenzen werden dabei nur durch die Technik der Glasverarbeitung bestimmt.
Von Andreas Heins für Adlershof Special
www.vestaxx.de
www.tilse.com