Hardy Schmitz, Geschäftsführer der WISTA Management GmbH ist "Kopf des Monats"
Der Vertriebsspezialist und ehemalige CompuNet-Manager ist verantwortlich für die "Adlershof AG", einem der größten Wissenschafts- und Technologieparks in Europa. Projekt Zukunft sprach mit ihm über Berlins Wirtschafts- und Wissenschaftspotenziale, seine Vision und die Chancen des Standortes Berlin-Adlershof im europäischen Vergleich.
Projekt Zukunft: Was sollte jeder über den Standort Berlin-Adlershof wissen?
Berlin-Adlershof ist eine Stadt für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien. Sie ist ein integrierter Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort, eine hoch interessante Mischung von Spitzenforschung, anwendungsorientierter Entwicklung und erfolgreichen Unternehmen. In Berlin-Adlershof arbeiten heute über 10.000 Menschen, 5.300 davon allein im Wissenschafts- und Technologiepark. Es gibt kaum einen Standort im Osten Deutschlands, der eine so gute Beschäftigungsbilanz vorweisen kann. Berlin-Adershof schafft Wachstum für die deutsche Hauptstadt. Es ist der interessanteste Ort in dieser Stadt, um sich anzusiedeln.
Projekt Zukunft: Im März 2002 traten Sie die Posititon als Geschäftsführer der WISTA-Management GmbH an. Was ist Ihre bisherige Bilanz?
Das vergangene Jahr war kein leichtes Jahr. Insofern hatte ich das Pech, in einer Phase wirtschaftlicher Stagnation anzutreten. Dennoch kann ich unterm Strich mit meinem ersten Jahr in Adlershof ganz zufrieden sein. Immerhin weist der Standort - was die länger ansässigen Unternehmer betrifft - nach wie vor Wachstum auf. Wir haben im vergangenen Jahr hart an den Standortkosten gearbeitet. Wir haben etliche Projekte zur Verbesserung des Dienstleistungsangebotes begonnen. Wir haben die WISTA-Management GmbH stärker vertrieblich ausgerichtet.
Projekt Zukunft: Was werden potenzielle Investoren in Adlershof vorfinden?
Klare Antwort: Raum für Wachstum, ein kreatives Umfeld, exzellente Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit Instituten und Unternehmen. Hier in Adlershof lassen sich Synergien erzeugen und Innovationszyklen verkürzen. Wer hierher kommt, der tut das, weil er mit anderen zusammenarbeiten will. Das wiederum hilft ihm, Kosten zu senken. Hier findet er hervorragend ausgebildeten Nachwuchs, spektakuläre Architektur, sehr gut ausgestattete Räume. Kurzum: Adlershof ist eine sichere Investition in einem Ort, dessen Wert ständig steigt.
Projekt Zukunft: In Ihren früheren Tätigkeiten engagierten Sie sich auch im Projekt "CidS!" (Computer in die Schule!), einem aus der Landesinitiative Projekt Zukunft heraus entwickelteten Vorhaben. Wo können solche Projekte wichtige Unterstützung leisten?
Grundsätzlich geht es hier um das Engagement der Bürger, das in Zeiten knapper Kassen immer wichtiger wird. Es geht dabei nicht nur um Sponsoring, sondern um Motivation, um das Durchbrechen staatlich gelenkter Strukturen. Das ist in Berlin besonders nötig. Das ist auch keine leichte Aufgabe. Doch weisen Projekte wie CidS! in die richtige Richtung.
Projekt Zukunft: Wirtschaftsminister Wolfgang Clement hat kürzlich eine Initiative zur Förderung der optoelektronischen Industrie gestartet. Für Adlershof planen Sie die Ansiedlung von Firmen u. a. aus den Bereichen Optoelektronik und Mikrosystemtechnik. Welche Standortvorteile sind von Berlin als Stadt des Wissens zu erwarten?
Berlin hat eine exzellent ausgebaute Hochschullandschaft. Hervorragend ausgebildeten Nachwuchs gibt es hier reichlich. Doch es gilt, die besten der Besten in Berlin zu halten. Die "Stadt des Wissens" muss also viel dafür tun, dass das Wissen auch in der Stadt bleibt. Wir in Adlershof leisten insofern einen Beitrag dazu, in dem wir die Wege zwischen Wissenschaft und Wirtschaft extrem verkürzt haben. Besonders stolz sind wir darauf, dass die naturwissenschaftlichen Institute der renommierten Humboldt-Universität zu Berlin bald fast vollzählig vor Ort sind. Auch erwarten wir von den Technologiefeldern Photonik und Optische Technologien sowie von der Mikrosystemtechnologie kräftige Wachstumsimpulse für den Standort.
Projekt Zukunft: Adlershof steht im Wettbewerb mit anderen Technologieparks in Europa und der Welt. Gibt es im europäischen Rahmen Austausch oder Kooperationen mit Forschungsinstitutionen in der Wirtschaft?
Lassen Sie mich zunächst zum Wettbewerb antworten. Dieser wird immer schärfer. Alle Technologieparks sind davon betroffen und sie alle reagieren darauf, indem sie ihr Profil zu schärfen versuchen. Es werden jedoch nur die großen Parks mit klarem technologischen Profil mit Zuversicht in die Zukunft blicken können. Hier hat Adlershof mit seiner klaren Konzentration auf die vier Technologiefelder Optische Technologien, Material- und Mikrosystemtechnologie, Informations- und Medientechnologie sowie Umwelt-, Bio- und Energietechnologie einen klaren Vorteil. Unsere Kunst besteht nun darin, daraus Erfolge zu machen.
Nun zur Frage des Austausches. Die Scientifical Community ist gut vernetzt. Gedankenaustausch findet zwischen allen Parks statt. Aber es gibt auch interessante Projekte zur Zusammenarbeit, wie wir sie z. B. mit unseren Partnern in Finnland und Frankreich verabredet haben. Erst kürzlich vereinbarten die Technologieparks untereinander die Einrichtung sogenannter Euro Offices, d. h. sie stellen sich gegenseitig Büroraum zur Verfügung. So kann ein Unternehmensvertreter aus Helsinki in Adlershof für eine gewisse Zeit tätig werden.
Projekt Zukunft: Was ist Ihre Vision? Wird Adlershof bald in einem Atemzug mit Oxford und Cambridge genannt werden?
Das wäre nicht schlecht und ich bin auch ganz zuversichtlich, dass dies bald der Fall sein wird. Aber es gibt andere Namen, die für mich einen noch interessanteren Klang haben: nämlich Silicon Valley und Californien oder das MIT in Boston - Orte, an denen der Transfer von Wissen zu relevanten Produkten hervorragend gelungen ist. Orte, an denen sich der Erfolg selbst organisiert.
Das Gespräch führte Hanno Fischer
Quelle: www.berlin.de/senwiarbfrau/projektzukunft/newmediait/koepfe/rahmen_newmediait_koepfe_schmitz.htm