Hände hoch
EADS-Techniker steuern Computer mit Gesten und Sprache
Servicetechniker des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS testen ab September die Steuerung von PDAs durch Gesten und Sprache. ACV GmbH, Fraunhofer FIRST, Loquendo S.p.A., SAP, Siemens Business Services (SBS) und die TU Graz arbeiten unter der Leitung von EADS gemeinsam an diesem Pilotprojekt.
Ein PDA oder kleiner Laptop gehört in vielen Branchen heute zur Standardausrüstung von Servicetechnikern. In vielen Fällen rufen sie damit Baupläne, Checklisten und weitere Arbeitshilfen per GPRS von einem zentralen Server ab. Nur, wie die Tastatur bedienen, wenn man wie bei EADS vom Kopf bis zu den Füßen in einem engen Triebwerk steckt und dabei auch noch Werkzeug in der Hand hält?
Die Lösung: dem Computer einfach sagen oder zeigen, was Sache ist. Dafür trägt der Techniker einen kleinen Computer am Gürtel und am Kopf ein ultraleichtes Headset mit Mikrofon, Kopfhörer und Kamera. Per Sprache steuert er durch das Menü seines Rechners und erhält Anweisungen auf dem PDA angezeigt oder durchgesagt. Und falls es zu laut für die Sprachsteuerung wird, weil man sein eigenes Wort nicht mehr versteht, erkennt eine Kamera neun verschiedene Gesten des Technikers, mit denen er den PDA steuern kann. Die ersten Prototypen testen Techniker von EADS in Toulouse ab September 2006.
Eine Studie von EADS aus dem Jahr 2004 belegt, dass bei der Flugzeugwartung zwischen 20 und 50 Prozent der Arbeitszeit auf die Suche nach Informationen entfallen, für 85 Prozent der Aufgaben beide Hände benötigt werden und alle Techniker ihre Aufgaben in unkomfortablen Positionen oder Umgebungen ausführen müssen.
„Wir sind überzeugt, dass multimodale User-Interfaces, die die verschiedenen Formen der menschlichen Kommunikation unterstützen, die Ergebnisse von Wartungsarbeiten in der Industrie erheblich verbessern können“, so Herbert Rüsseler, Abteilungsleiter Interaktive Systeme, Fraunhofer FIRST.
Ein Bild finden Sie unter:
www.siemens.com/sbs-bilder/sbs080906033
Hintergrund
In dem von der EU geförderten Forschungsprojekt SNOW (Services for Nomadic Workers) arbeiten Wirtschaft und Forschung eng zusammen:
Fraunhofer FIRST ermöglicht es Anwendern, auf den Endgeräten jederzeit zwischen Sprache, Gestik oder Tastatur hin- und herzuwechseln. Dazu entwickelt es die entsprechende Software für die Endgeräte und kümmert sich um die Integration und Validierung der Technologie.
SAP definiert eine XML-basierte Sprache zur Beschreibung der Nutzerschnittstelle für die unterschiedlichsten Endgeräte, entwickelt die Autorenumgebung und sorgt dafür, dass auf Sprachkommandos und Gesten des Technikers hin die entsprechenden Dokumente geladen werden.
Die Ingenieure von Siemens Business Services arbeiten daran, dass der Server die vom mobilen Endgerät angeforderten Informationen in der richtigen Aufbereitung liefert, egal wie das Gerät beschaffen ist. Der Server erkennt etwa, welche Bildschirmauflösung oder Speicherkapazität das jeweilige Endgerät besitzt. SBS ermöglicht es dem Techniker, via PDA eigene Aufzeichnungen in Sprache, Schrift oder Video auf dem zentralen Server zu hinterlegen. Dadurch entfällt etwa bei Checklisten die bislang gängige Rückübertragung vom Papier zum IT-System – das spart Zeit.
Für den richtigen Ton sorgen bei der Sprachunterstützung Loquendo S.p.A., eine Tochter der Telecom Italia, und die Technische Universität Graz mit einer Software, die Rauschen und andere störende Nebengeräuschen herausfiltert.
Die Lösung für die Gestenerkennung liefert Advanced Computer Vision (ACV) GmbH aus Österreich.
Die Schwerpunkte des Fraunhofer-Instituts für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik FIRST liegen auf der Entwicklung von Informationstechnologien für Intelligente Datenanalyse, eingebettete und sicherheitsrelevante Systeme sowie innovative Interaktionstechniken zwischen Mensch und Maschine.
Fraunhofer FIRST wurde 1983 als Institut der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) gegründet und ist seit Juli 2001 Teil der IuK-Gruppe der Fraunhofer-Gesellschaft. Zurzeit sind bei Fraunhofer FIRST rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Nähere Informationen unter: www.first.fraunhofer.de.
Siemens Business Services ist ein international führender IT-Service-Anbieter. Der Siemens-Bereich bietet Leistungen entlang der gesamten Wertkette – vom Consulting über die Systemintegration bis zum Management von IT-Infrastrukturen. Mit umfassendem Know-how und spezifischem Branchenwissen schafft das Unternehmen messbaren Mehrwert für seine Kunden. Beim Outsourcing zählt Siemens Business Services zu den Top-ten-Anbietern weltweit. Im vergangenen Geschäftsjahr (30. September 2005) erwirtschaftete der Bereich mit etwa 39.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 5,4 Mrd. EUR – 75 Prozent davon wurden außerhalb des Siemens-Konzerns erzielt. Mehr Informationen unter www.siemens.com/sbs.
Weitere Informationen:
Mirjam Kaplow
Pressesprecherin von Fraunhofer FIRST
Tel.: +49 (0) 30/63 92-18 23; Fax: -18 05
E-Mail: mirjam.kaplow(at)first.fraunhofer.de
Jörn Roggenbuck
Presseabteilung von Siemens Business Services
Tel.: +49 (0) 89/6 36-4 37 34; Fax: -4 21 62
E-Mail: joern.roggenbuck(at)siemens.com
Gemeinsame Presseinformation von Fraunhofer FIRST und Siemens Business Services vom 11.09.2006