Hände frei für das Wesentliche
Fraunhofer FIRST präsentiert auf der Hannover- Messe ein multimodales Assistenzsystem für Wartungsarbeiten
Wartungsarbeiten finden häufig unter extremen Bedingungen statt: Techniker, die z.B. Flugzeuge warten, verfügen nicht über einen festen Arbeitsplatz. Sie prüfen eine Vielzahl von Teilen und sind dabei ständig auf den Beinen. Zumeist müssen sie die Arbeiten unter schwierigen Verhältnissen in Bezug auf Lautstärke, Licht oder Platz durchführen – etwa wenn es durch laufende Triebwerke besonders laut oder in Maschinenräumen besonders eng ist. Im Projekt SNOW entwickeln daher sieben Partner aus Forschung und Industrie unter der Leitung von EADS ein multimodales Assistenzsystem, das speziell auf die Bedürfnisse von mobilen Wartungsarbeitern zugeschnitten ist. Auf der Hannover-Messe wird nun der erste Prototyp vorgestellt: Anhand eines einfachen Wartungsprozesses an einem Airbus-Kabinenteil präsentieren wir Ihnen live die Funktionalität des Systems. Dazu möchten wir Sie herzlich einladen:
Zeit: vom 24. bis 28. April, tägl. von 9:00 bis 18:00 Uhr
Ort: Hannover-Messe, Halle 2, Stand D 22
Eine Studie von EADS aus dem Jahr 2004 belegt, dass bei Wartungsprozessen im Flugzeugbereich zwischen 20% und 50% der Arbeitszeit auf die Suche nach Informationen entfallen, für 85% der Aufgaben beide Hände benötigt werden und 100% der Techniker ihre Aufgaben in unkomfortablen Positionen oder Umgebungen ausführen müssen. Auf der anderen Seite unterliegen Wartungsarbeiten im Luftfahrtbereich hohen Sicherheits- und Qualitätsanforderungen, bei deren Durchführung eine Vielzahl von internationalen Standards eingehalten werden müssen. Dies verursacht hohe Kosten und erfordert eine möglichst effiziente Planung. Die Realität sieht jedoch oftmals anders aus: Informationen für Wartungsprozesse sind zumeist auf einem stationären Rechner abgelegt, müssen von den Technikern abgerufen und ausgedruckt werden. Das Papier in der Hand stört bei der Arbeit und schränkt die Flexibilität ein. Anmerkungen und Ergänzungen müssen nach Beendigung der Wartung wieder in den Rechner eingegeben und zentral gespeichert werden. So geht viel Zeit verloren.
SNOW soll hier künftig Abhilfe schaffen. Das multimodale Assistenzsystem reicht von Datenbank- und Servertechnologien bis hin zu verschiedenen Endgeräten (z.B. PDA oder Tablet-PC). Über Kamera und Mikrofon, die an einem Headset angebracht sind, kann der Wartungstechniker SNOW unter anderem über Sprach- oder Gestenerkennung steuern. Arbeitsanweisungen können als Bild oder Text ausgegeben oder vorgelesen werden. Dabei können Techniker jederzeit freihändig auf alle wichtigen Informationen zugreifen: entweder online über WLAN direkt auf den Server oder – sollte die Verbindung einmal unterbrochen sein – auf die im Endgerät gespeicherten Daten. In besonders schwierigen Situationen können sie per drahtlosem Voice-over-IP (VoIP) schnell den Kontakt zu Experten oder anderen Kollegen herstellen. Nicht zuletzt erlaubt es das System, visuelle und schriftliche Anmerkungen zu den einzelnen Arbeitsschritten hinzuzufügen und so die Dokumentation direkt online zu ergänzen.
Eine besondere Herausforderung für SNOW war die Entwicklung einer Systemarchitektur, die die verschiedensten Endgeräte unterstützt und auf bisherigen Standards und Protokollen beruht. Auf Datenbankseite sind Dokumente für die Wartungsprozesse auf der Basis von XML Topic Maps, eine im Projekt entwickelte Beschreibungssprache für Webdokumente (D3ML), Anmerkungen der Nutzer und Dokumentationen der Prozesse abgelegt. Der Server, der auf D3ML-Templates basiert, bildet die Datenbankinformationen auf die gewünschten Endgeräte ab. Über einen Adaptation Manager werden zur Laufzeit auf das Endgerät zugeschnittene Webseiten generiert, die um Informationen für die Multimodalität angereichert werden. Sprach- und Gestenerkennung sowie Spracherzeugung wurden serverseitig implementiert. Für raue Umgebungen wurde eine spezielle Audiofilterung entwickelt. Das Userinterface des Endgeräts verfügt über einen eingebetteten Webbrowser, eine Kamera und ein Headset. Annotationen zum Wartungsprozess (Text oder Video) werden per Hypertext Transfer Protocol (HTTP) als persönliche Anmerkungen für den Benutzer oder auch an den Autor übermittelt. Für die Kommunikation mit Experten wird eine VoIP-Funktion zur Verfügung stehen.
Das System wird im Rahmen eines EU-Projekts unter der Leitung von EADS entwickelt. Weitere Partner neben Fraunhofer FIRST sind SAP Research, Siemens Business Services / C-Lab, Loquendo S.p.A, die Advanced Computer Vision GmbH - AVC und die Technische Universität Graz.
Weitere Informationen erteilt Ihnen gern die Pressesprecherin von Fraunhofer FIRST, Mirjam Kaplow; Tel.: 030/6392-1823; -1808;
E-Mail: mirjam.kaplow(at)first.fraunhofer.de
Weitere Informationen zum Projekt: