Guter Stoff im UTZ
Riesige Gewebe von Ellen Lehmann
Haben Sie schon mal versucht eine Packung Buntstifte zu sortieren? Vielleicht nach dem Spektrum des Regenbogens? Schon merken sie, dass der braune Stift übrig bleibt. Aber auch andere Schemen die Farben zu sortieren gehen nicht auf; dazu braucht man schon einen dreidimensionalen Farbraum. Beispielsweise die im Computer häufig genutzte RGB- (Rot-Grün-Blau) Darstellung der Farben. Die Buntstiftschachtel erhält dann schon ein verwegenes Aussehen. Wenn wir die Stifte verlassen und zu Garnrollen wechseln, dann haben wir außer dem dreidimensionalen Farbraum noch die Stärke der Fäden und als fünfte Dimension noch das Material. Versuchen Sie gar nicht erst, sich die Regale mit Garn vorzustellen, sie sehen so ähnlich aus wie die meisten Festplatten auf drei Jahre alten Computern. Nur der Betreiber des Rechners kennt sich noch aus und manchmal nicht mal mehr der. Wenn sie jetzt die richtigen ein oder zwei Kilometer Garn aus dem Regal nehmen und systematisch anordnen, dann haben sie etwa ein Quadratmeter Gewebe.
Solche Gewebe mit mehreren Quadratmeter kann man seit einiger Zeit hier in Adlershof auf dem Gelände des Technologieparks besichtigen. Sie hängen noch bis Ende Mai im Foyer des UTZ, des Zentrums für nachhaltige Technologien und seit neustem auch im Johann von Neumann-Haus. Die in Adlershof gehängten Gewebe sind ungewöhnlich groß, zwischen 10 und 18 Meter lang.
Geplante Farbverläufe
Bei diesen riesigen Geweben liegt kein Meter Garn zufällig. Sie fügen sich genau geplant aneinander und bilden Farbverläufe, die aussehen, als könnte man Garn mischen wie Ölfarben. Für jedes dieser Gewebe gibt es einen konkreten Entwurf, entworfen in diesem Fall von Ellen Lehmann, die seit etwa einem Jahr ihr Atelier in einem der ehemaligen Kasernengebäude in der Hans-Schmidt-Straße betreibt. Sie plant nicht nur das Muster, sondern jeden Farbton. Oft liegen die Garnrollen mit Farbbeispielen erst eine Weile in einem offenen Karton, um bei verschiedenen Lichtbedingungen zu sehen, ob sich die Farben vertragen. Manche Ideen werden dann verworfen und manche angepasst. Nur wenige schaffen es direkt auf den Webstuhl und von dort an die Wand.
Vorbild Natur
Ihre Anregungen holt sich die diplomierte Gärtnerin häufig aus der Natur. Dabei arbeitet sie nicht nur oft und gern mit Naturfarben sondern lässt sich auch von Strukturen aus der Natur anregen. Das zeigen unter anderem ihre gewebten Bäume, die sie 2001 in der Mathematischen Bibliothek der TU unter dem Titel „Bäume – Räume - Textil“ ausstellte. Aber ihre eigentliche Begeisterung gilt den Streifen. Die Streifen sind ihre Passion und lassen sie seit 30 Jahren nicht mehr los. Ein Projekt wurde durch die Streifen der Spektroskopie angeregt und wird gerade im Umfeld des Wissenschafts- und Technologieparks Adlershof immer wieder mit neuen Ideen belebt. Die Themen, die sie noch als Gewebe umsetzen will gehen ihr nicht aus. Sie hat noch Pläne für viele Jahre.