Funkbasierte Fußfessel für Baggerschaufeln
Zeitintensive Geräte-Fahndung passé
Jedes Bauunternehmen kennt folgende Szene: Die Mitarbeiter sind auf verschiedenen Baustellen eingesetzt, auf jeder Baustelle sind unterschiedliche Baugeräte im Einsatz, über die eigentlich niemand einen Überblick hat. Wird ein Gerät auf einer falschen Baustelle abgeladen, geht auf einer anderen Baustelle das große Suchen los. In der Zwischenzeit steht die Arbeit still, es kommt zu Bauverzögerungen, im schlimmsten Fall können Aufträge nicht in der zugesicherten Zeit fertiggestellt werden.
„Pro Tag verbringe ich ungefähr eine Stunde am Telefon, um herauszufinden, auf welcher Baustelle sich die dringend benötigte Baggerschaufel, Flex oder Walze gerade befindet. Zeit, die ich wesentlich besser für andere Aufgaben einsetzen könnte“, weiß Christoph Hartmann, Geschäftsführer der Hartmann Ingenieure GmbH und seit Kurzem auch Gesellschafter und einer von zwei Gründern der identoloc GmbH, aus langjähriger, nervenaufreibender Erfahrung. Christoph Hartmanns Ärger über die tägliche Suche nach den Baugeräten ließ spürbar nach, als er über ein Businessnetzwerk (BNI) auf den erfahrenen Telekommunikations- und Telematikspezialisten Georg Pauthner stieß. Gemeinsam eruierte man den Markt, entwickelte ein entsprechendes Geschäftsmodell und gründete die identoloc GmbH. Spezialisiert hat sich das im Adlershofer IGZ ansässige Start-up-Unternehmen auf die Entwicklung und den Vertrieb neuartiger Telematiklösungen, die die zeitintensive Suche nach Baugeräten und -maschinen in Zukunft überflüssig machen.
„Bei unserer Marktrecherche haben wir gemerkt, dass es weltweit keine Lösung für dieses Problem gibt und haben uns überlegt, wie ein Telematiksystem aussehen könnte, das den Bedürfnissen der Baubranche gerecht wird. Da GPS-basierte Lösungen auf Baustellen nicht uneingeschränkt funktionieren, besonders wenn Bäume, Dächer oder sonstige Hindernisse die Übertragung stören, entschieden wir uns für eine RFID-basierte Lösung“, erklärt Mitgründer Pauthner. Die Telematiksysteme der identoloc sind zudem äußerst robust, halten selbst widrigen Witterungsverhältnissen stand, benötigen bis auf den Reader keine Stromversorgung und sind mit ihrem angemessenen Preis auch für kleinere Bauunternehmen erschwinglich. Die elementaren Bestandteile sind ein auf den Kunden maßgeschneidertes Komplettpaket aus RFID-Sensoren, die an alle Geräte und Zubehörteile angebracht werden sowie ein Reader pro Baustelle, der in einem permanent befindlichen Großgerät fest installiert wird. Was die Ortung angeht, kann der Kunde je nach Baustellensituation und technischen Präferenzen entscheiden, ob er eine GPS-, eine mobilfunk- bzw. eine Google-Latitude-basierte Lösung bevorzugt oder das bereits in seinen Baufahrzeugen vorhandene Ortungssystem nutzen möchte. Die vom Reader ausgelesenen RFID-Daten werden per Mobilfunk an einen Internetserver weitergeleitet und dort zentral gespeichert. Jeder Kunde erhält ein Passwort und kann seine Daten auf dem PC, Laptop oder Smartphone abrufen.
„Das System hat sich bereits dann amortisiert, wenn man pro Tag eine halbe Stunde weniger telefonieren muss, um seine Baugeräte zu finden. Nicht eingerechnet sind dabei die Ausfallzeiten, die sich aus den fehlenden bzw. aktuell nicht zur Verfügung stehenden Geräten ergeben“, skizziert Pauthner das Zeitsparpotenzial. Zudem erspart es den Aufbau eines aufwendigen Reporting-Systems, da sehr detaillierte Berichte automatisch geliefert werden. Im einfachsten Fall können die Baugeräte permanent vom RFID-System erfasst und ihre Position angezeigt werden. Geliefert werden z. B. aber auch folgende Informationen: Der Transporter hat den Betriebshof um 13.35 Uhr mit zwei Baggerschaufeln, einer Flex plus einer Walze verlassen und ist um 14.05 Uhr mit der kompletten Geräteladung auf Baustelle xy eingetroffen. Nach Einschätzung der identoloc- Geschäftsführer lohnt sich der Einsatz des RFID-gestützten Telematiksystems bereits für Unternehmen ab 25 Beschäftigten und 50 Baugeräten.
„Obwohl die Baubranche dafür bekannt ist, Neuerungen gegenüber nicht allzu aufgeschlossen zu sein, sind wir auf erstaunlich positive Resonanz gestoßen“, freut sich Hartmann. Von allen angesprochenen Kunden haben 15 Prozent sofort großes Interesse gezeigt und denken über den Einsatz des innovativen Systems nach, 20 Prozent waren interessiert, wollen aber erst abwarten, bis sich die Methode etabliert hat. Pilotkunde der Telematiklösung, die sich derzeit noch in der Test- und Entwicklungsphase befindet, wird natürlich Christoph Hartmann selbst sein. Sein Unternehmen für Garten- und Landschaftsbau beschäftigt 50 Mitarbeiter und verfügt über einen umfangreichen Maschinenpark, zu dem auch rund 500 Kleingeräte gehören. Aktuell gestaltet ein Teil seiner Mitarbeiter die Außenanlagen des Fernsehturms, ein zwei Hektar großes Gelände, auf dem zurzeit 100 Baugeräte in Einsatz sind.
Von Ariane Steffen