Fernöstlicher Kraftquell
Druckereichef Mike Richter schwört auf chinesische Entspannungstechniken
Einen quirligen Menschen nennt er sich. Von Natur aus, sagt Mike Richter, sei er sogar ein „sehr quirliger“. Allerdings auch einer, der „schnell abschalten“ könne: „Ich brauche kein Hilfsmittel, um einzuschlafen.“ In seiner Lebenslage ist das ein unschätzbarer Vorzug. Richter ist „Inhaber einer Firma mit täglich wechselndem Programm“, trägt die Verantwortung für drei Mitarbeiter. „Kampfwochen mit 60 Stunden“ gehören zu seinem Alltag: „Jeder, der viel um die Ohren hat, merkt, dass es schlaflose Nächte gibt.“ Für ihn, wie gesagt, kein Thema mehr.
Den Besucher empfängt Richter inmitten halb ausgepackter Kisten im neuen Firmendomizil. Vom anderen Ende der Etage tönt das Tuff-Tuff-Tuff der Offsetdruckmaschinen herüber, nebenan surren diskret die Digitaldrucker. „Kopie und Druck Adlershof“ ist vom bisherigen Standort Am Studio an den Segelfliegerdamm gezogen. Von der Visitenkarte zum großformatigen Werbebanner reicht die Produktpalette, gedruckt wird auf Textil, Papier, Folie, mittlerweile zu 80 Prozent mit digitaler Technik. Damit haben sich die Abläufe rasant beschleunigt. Richter erinnert sich an einen Kunden, der aus dem Flugzeug aus Samarkand 50 Visitenkarten bestellte, bei einem Zwischenstopp in Schönefeld die fertige Ware abholte und nach Moskau weiterflog.
Hervorgegangen ist die Firma aus der einstigen Hausdruckerei des DDR-Fernsehens, wo Richters Schwiegervater 1972 als Geschäftsführer einstieg und mit der sich dieser nach der Wende selbstständig machte. Adlershofer Urgestein. Richter selbst ist seit 1992 dabei, übernahm acht Jahre später den Chefposten. Etwa ein halbes Jahrzehnt ist es her, als er „gesundheitlich arg angeschlagen war“, da hatte der heute 51-jährige das Gefühl: „Jetzt müssten wir mal was machen, was dem Körper gut tut.“
Der hilfreiche Hinweis kam damals von der Schwiegermutter, die sich als Physiotherapeutin in die Geheimnisse der traditionellen chinesischen Medizin vertieft hatte und Richter in die Entspannungstechniken Qi Gong und Tai Chi einführte. Er ist dabei geblieben, betreibt seither zweimal wöchentlich im Kreis von etwa 20 Mitgliedern eines Sportvereins an seinem Wohnort Köpenick die sanfte fernöstliche Gymnastik: „Je langsamer Sie sich bewegen, umso mehr kommen Sie zur Ruhe.“ Darum geht es.
Nicht nur der Schlaf ist seither störungsfrei. Jeder Kopfschmerz lässt sich mühelos vertreiben: „Man merkt, dass eine andere Durchblutung stattfindet“, beschreibt Richter die Wirkung der Übungen, die ihm selbst ein Geheimnis sind: „Es gibt viele Dinge, die lassen sich nicht erklären.“ Wer etwa mit beiden Händen die Form einer Kugel andeute, als halte er einen Ball fest, werde dazwischen bald ein „Energiefeld“ wahrnehmen: „Die Hände werden warm.“
Seine Bilanz nach fünf Jahren: „Ich sehe viele Dinge gelassener“, sagt Richter: „Ob ich ruhiger geworden bin? Das müssen Sie meine Kollegen fragen.“
Von Winfried Dolderer für Adlershof Journal