Erneuerbare in der DNA
Der Projektentwickler ABO Wind arbeitet an der Energiewende
Sonne und Wind sollen die Energiewende bringen. Doch der Weg der Anlagen auf Acker und Wiese ist lang. Der Projektentwickler ABO Wind kennt ihn gut und auch die Hürden, die dort lauern. Seit beinahe 30 Jahren ist das Unternehmen im Geschäft. Seit 15 Jahren auch von Adlershof aus.
„Erneuerbare sind unsere DNA“, sagt Daniel Duben, der in der Unternehmenszentrale in Wiesbaden für die Kommunikation zuständig ist. „Das unterscheidet uns von anderen Firmen, die sich sehr lange Zeit auf Kohle und Atomstromprojekte konzentriert haben und erst jetzt in den erneuerbaren Markt einsteigen.“ Bei ABO Wind war es anders. Alles begann im Jahr 1996, als Jochen Ahn und Matthias Bockholt ihre Jobs im hessischen Ministerium für Umweltschutz an den Nagel hingen und ein Projektentwicklungsunternehmen für Windparks gründeten. „Wir sind den Erneuerbaren aus Überzeugung verhaftet“, führt Daniel Duben aus. „Denn für unsere Gründer war das der richtige Weg in eine lebenswerte Zukunft.“
Auch wenn die Projekte längst Solarparks, Batteriespeicher und Wasserstoffgewinnung umfassen, stand am Anfang der Wind. Und der lässt sich in Brandenburg besonders gut ernten. Nach Adlershof zu gehen, war deshalb nur logisch. „Berlin ist die älteste Filiale“, sagt Ute Simon, die das Büro in der Volmerstraße leitet und fast von Anfang an dabei war. „Wir sind in den östlichen Bundesländern tätig“, sagt sie. „Einfach, um diese räumliche Nähe zum Projekt zu haben.“ Das sei gerade in der ersten Phase eines Wind- oder Solarparks wichtig. „Wenn Flächen gesucht werden. Wenn wir mit den Eigentümern sprechen und uns vertraglich einigen. Da müssen wir bei den Leuten vor Ort sein.
Doch wie lassen sich Flächen finden, auf denen sich ein Windpark lohnt? Einfach durch die Gegend fahren und schauen? Ute Simon lacht: „In den fünf Bundesländern, in denen wir arbeiten, weisen die Regionalpläne verschiedene Vorranggebiete aus“, erklärt sie. „Darin wird bestimmt, wo überhaupt ein Windpark gebaut werden darf.“ Zu warten, bis solche Regionalpläne fertig sind, wäre für einen Projektentwickler aber unklug. Denn die Entwicklung eines Regionalplans ist ein langwieriger Prozess. „Daher schauen Projektentwickler schon vor deren Fertigstellung, welche Flächen sich vor dem Hintergrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen überhaupt eignen“, sagt Ute Simon. Dabei gibt es viele Verbote zu beachten und viele Kriterien einzuhalten. Wird ausreichend Abstand zu Wohnsiedlungen eingehalten? Verhindern Schutzgebiete den Bau? Hat der Denkmalschutz einen Sperrbereich ausgewiesen? Ist ziviles Radar in der Nähe? Oder militärisches? „Haben wir dann die Flächen gefunden, auf denen Planungsrecht geschaffen werden kann, pachten wir die Grundstücke von den Eigentümern. Das können Privatpersonen sein, meistens handelt es sich jedoch um Gemeindeflächen oder Areale des Landesforsts. Anschließend machen wir uns an die konkrete Planung.“
Dann folgt der Papierkram, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. „Früher reichte für den Genehmigungsantrag eines Windparks ein Schnellhefter“, erzählt Duben. „Heute sind es 16 Aktenordner, die wir abliefern müssen. Da ist der Kofferraum voll. Denn es wird wirklich Papier verlangt und keine digitalen Dokumente.“ Dann heißt es warten. Die drei bis sieben Monate Bearbeitungszeit, die im Gesetz verankert sind, ziehen sich zurzeit meistens auf anderthalb bis zwei Jahre. Der eigentliche Bau der Anlage ist dann in einem Jahr erledigt. In dieser Zeit schauen sich die Teams schon nach einem Käufer für den Park um. „Das können Stadtwerke sein. Oder Pensionsfonds. Oder Genossenschaften“, sagt Duben. „Mit Letzteren arbeiten wir eigentlich am liebsten. Denn da nehmen Bürgerinnen und Bürger die Energiewende in ihre eigenen Hände.“ Einen Park selbst zu betreiben, gehört nicht zum Portfolio der ABO Wind. „Aber wir übernehmen auf Wunsch die Betriebsführung und den Service für die Anlagen“, erzählt er. „Wir können also die Erneuerbaren aus einer Hand anbieten. Auch das unterscheidet uns von anderen Unternehmen.“
Kai Dürfeld für Adlershof Journal