Einzug der Batterie-Flüsterer
Zentrum für Mikrosysteme und Materialien (ZMM) eröffnet
Am 23. Juni wurde das neue Zentrum für Mikrosysteme und Materialien (ZMM) offiziell eröffnet. Auf 6.500 Quadratmetern Büro-, Labor- und Reinraumfläche bietet es Raum für klitzekleine Technik mit großer Wirkung. Mieter der ersten Stunde ist die ENERdan GmbH. Gründer Assi Rutzki und sein Team verstehen sich als kreative Problemlöser für alle Fragen rund um moderne Batterietechnologien.
Er bekam das Netzwerken in die Wiege gelegt
„Wir sind ein junges Team“, beschreibt Assi Rutzki seine frisch gegründete ENERdan GmbH, „flexibel und für jedes noch so verrückte Projekt zu haben“. Zugleich baue das Batterie-Start-up auf 20 Jahre Markterfahrung und engen Kontakten zu Batterieherstellern in aller Welt auf. Wie das? – „Der Schlüssel heißt Vernetzung“, sagt Rutzki. Als er vor 15 Jahren aus Israel nach Deutschland kam, hielt er seine Kontakte in die alte Heimat aufrecht. Aufgewachsen im Kibbuz bekam er das Netzwerken praktisch in die Wiege gelegt. In Berlin baute er dann mit Freunden einen Online-Shop auf, der No-Name-Akkus z. B. für Kameras und Notebooks vertrieb. „Mit den Jahren haben wir immer besser gelernt, die Qualität der Hersteller aus Fernost einzuschätzen“, berichtet er. Dabei half ihm auch sein heißer Draht zu Batterieexperten aus Israel, die ihre Leute direkt in den asiatischen Märkten haben.
Nun sieht Rutzki die Zeit gekommen, sein eigenes Unternehmen aufzubauen. In Adlershof. „Mir gefällt der internationale Geist hier und das gemeinsame Arbeiten an unserer Zukunft“, sagt er. Natürlich hofft er auch auf Kunden aus dem Technologiepark. Ob eine Batterielösung für Prototypen, Kleinoder Großserien gefragt ist, sei einerlei. „Wir finden eine Lösung“, sagt der Gründer selbstbewusst.
Wir können Batterien bei nachlassender Leistung auch auffrischen
ENERdan deckt den gesamten Entwicklungs- und Produktionsprozess ab. Das fängt laut Rutzki beim Einkreisen der technischen Spezifikationen und der je nach Budget und Anforderungen geeigneten Batteriechemie an, geht beim Programmieren der Steuerung und Konstruieren des Batteriesystems samt Gehäuse und Schnittstellen weiter und endet nicht mit der Produktion der Systeme. „Wir können Batterien bei nachlassender Leistung auch auffrischen“, erklärt er.
Allein von der Produktion der Batteriezellen lassen die Gründer die Finger. Diese beschaffen sie mit den individuell festgelegten Spezifikationen aus Japan, Korea und China. „Mich erinnert das Designen von Batteriesystemen an Lego“, sagt Rutzki, „wobei unser Baukasten viel mehr Dimensionen hat“. Neben der chemischen Vielfalt gebe es auch innerhalb der Chargen identischer Zelltypen große Leistungsschwankungen. Deshalb wird jede Zelle durchgemessen und in Akkupacks die Zellen zusammengestellt, die sich am ähnlichsten sind. Erst danach programmiere man das Batteriemanagement. Ziel für die Zukunft sei es, die Steuerungen so zu verfeinern, dass sie den Energiefluss bis auf die einzelne Zellen genau steuern und gleich Alarm schlagen, sobald eine davon nachlässt oder ausfällt.
Die Herausforderung besteht darin, solche Systeme bezahlbar zu machen. „Wir gehen das an“, sagt Rutzki, der dabei auf die Leidenschaft seiner Ingenieure, die Erfahrung seiner israelischen Partner und auf Synergien am neuen Standort des Start-ups hofft. Für ENERdan beginnt die Zukunft im Zentrum für Mikrosysteme und Materialien (ZMM), das gerade nach zweieinhalb Jahren Bauzeit fertig geworden ist.
Büros mit kombinierbaren physikalischen und chemischen Labors kommen an
In dem modernen Komplex zwischen Justus-von-Liebig-Straße und Max-Planck-Straße haben sich die ersten fünf Mieter schon eingefunden. Laut ZMM-Leiter Jörg Israel haben sie knapp ein Sechstel der 6.500 Quadratmeter Fläche in Beschlag genommen, für weitere 30 Prozent gebe es konkrete Interessenten. Das Angebot aus frei mit Büros kombinierbaren physikalischen und chemischen Labors sowie der variabel teilbaren 1.000 Quadratmeter-Reinraumhalle kommt an. Bei den 40 Unternehmen, die schon jetzt in Adlershof Mikrosysteme entwickeln, wird es nicht bleiben. Rutzki und seine Batterieflüsterer hoffen auf eine lebendige, produktive Nachbarschaft.
von Peter Trechow