Eine Sommerschule über Kristalle
IKZ holt internationale Spitzenforscher nach Berlin
Für die Teilnehmer der zwölften „International Summer School of Crystal Growth (ISSCG-12)“ wird es kein Sommerloch geben. Glücklich, wer einen der limitierten Plätze ergattern konnte, wenn vom 1.-7. August 2004 einige der renommiertesten Kristallzüchter der Welt nach Berlin kommen, um den Nachwuchs zu unterrichten. Unter den 36 internationalen Spitzenforschern, die als Dozenten tätig sein werden, sind die „Pioniere“ der Grundlagen und der Theorie des Kristallwachstums wie Professor K. A. Jackson (University of Arizona, USA) und Professor A. A. Chernov (bis vor 10 Jahren an der sowjetischen Akademie der Wissenschaften tätig, jetzt im Marshall Space Flight Center Huntsville, USA). Ebenso wie Prof. Robert F. Sekerka (derzeitiger Präsident der International Organisation for Crystal Growth), als der Theoretiker zur Morphologie des Wachstums von Kristallen bekannt; Professor Koichi Kakimoto, führender Modellierer in Japan; Don Hurle (GB), führender Spezialist in der atomistischen Defektstruktur; Huan Manuel Garcia-Ruiz (Spanien), aktiv in der Züchtung von biologischen Kristallen sowie Dr. Wilfried von Ammon (Entwicklungsleiter bei der Wacker Siltronic AG, Burghausen, dem größten Siliziumhersteller in Deutschland), um nur einige Namen zu nennen.
Stipendiaten
Organisiert wird die "ISSCG-12“ vom Berliner Institut für Kristallzüchtung (IKZ) zusammen mit Partnern in Marseille und Erlangen. „Bereits im Februar mussten wir die Anmeldung wegen des großen Andrangs schließen“, so Professor Peter Rudolph, Hauptorganisator der Summer School auf Seiten des IKZ. Seit drei Jahren ist er und sein Team mit den Vorbereitungen betraut. Der wesentliche Teil der Arbeit bestand in der Einwerbung von Finanzen, wird doch rund die Hälfte der Teilnehmer mit einem Stipendium gefördert. „Eigentlich hatten wir nur 40 Stipendiaten geplant, aber nach Durchsicht der Bewerbungen so vieler talentierter Wissenschaftler entschieden wir uns schließlich für 74“, sagt Rudolph, der am Liebsten noch weiteren Nachwuchswissenschaftlern die Chance zur Teilnahme durch ein gesponsertes Ticket eingeräumt hätte. Ohne die Unterstützung besonders der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Deutschen Gesellschaft für Kristallwachstum und Kristallzüchtung e. V. wäre das nicht möglich, betont er und bedauert gleichzeitig die fehlende finanzielle Hilfe des Senats und der Berliner Industrie. Die Stipendien kommen vor allem Studenten aus Osteuropa, Afrika, Südamerika und Asien zugute.
Familiäre Gemeinschaft
Die Organisatoren hatten rund hundert Kursteilnehmer erwartet. Angemeldet sind jetzt doppelt so viele aus insgesamt 35 Ländern. Hauptsächlich handelt es sich um Graduierte, Doktorandinnen und Doktoranden, aber auch Industrievertreter und gestandene Forscher, die ihr Wissen wieder auffrischen wollen, sind dabei. „Wir wollen die Schule bewusst klein halten, sonst geht der familiäre Charakter, bei der der Lehrer nah am Studenten ist, mit ihm zusammen am Tisch sitzt, verloren“, erklärt Rudolph, seit 15 Jahren in der Organisation von Schulen erfahren. Tagungsort ist die Akademie Schmöckwitz am Wernsdorfer See. Neben den Grundlagen und der Methodik der Kristallzüchtung spielen auch Zukunftsthemen wie Photovoltaik, Nanokristalle für Bauelemente von übermorgen sowie biologische Kristalle für die moderne Medizin eine besondere Rolle. Eine wissenschaftliche Atempause verspricht die gemeinsame „Berliner Brücken“ - Dampferfahrt, die auch dazu beitragen soll, die persönlichen Kontakte enger zu flechten.
Historie
Die Idee der Summer School geht auf Initiative von Raymond Kern, University Marseille, zurück. Die erste Kristallwachstumssommerschule fand 1971 in Noordwijk, Niederlande unmittelbar vor der 3. „International Conference on Crystal Growth“ (ICCG-3) in Marseille statt. Seitdem findet sie traditionell immer im Huckepack mit der ICCG statt, beides gibt es jeweils nur alle drei Jahre. Die 1966 gegründete internationale Organisation für Kristallzüchtung, der inzwischen fast alle Industrieländer angehören, ist Ausrichter der Konferenz und Koordinator der Veranstaltungsorte. Die diesjährige Konferenz tagt im Anschluss an die Berliner Summer School in Grenoble. Laut Rudolph habe man sich bei der Aufsplittung der Veranstaltungsorte vom europäischen Gedanken leiten lassen: Auch bei der Organisation gibt es eine enge deutsch-französische Zusammenarbeit.
Die Berliner Summer School präsentiert sich dabei mit einigen Neuerungen: Zu einem ist die Schule ganz eng mit der Konferenz verknüpft - nicht nur finanziell. So fährt ein Bus mit Kursteilnehmern anschließend gemeinsam zur Konferenz nach Grenoble. Zum anderen wird es dieses Jahr eine „richtige“ Schule geben. Im Vergleich zu den Vorgängerschulen, bei denen es ausschließlich Vorlesungen gab, finden in Berlin nachmittags Tutorial Seminars zur Vertiefung des Gelernten statt. Die riesige Resonanz bei den Anmeldungen beweist, dass die Organisatoren damit die richtige Richtung eingeschlagen haben.
Kontakt:
Prof. Dr. Peter Rudolph
Tel.: 6392-3034
E-Mail: rudolph(at)ikz-berlin.de