Eine harte Nuss geknackt
Junge Mathematikerin löst jahrzehntealtes Problem. Tatjana Stykel erhält für ihre Dissertation den Nachwuchswissenschaftlerinnenpreis des Forschungsverbundes Berlin
Pressemitteilung des Forschungsverbundes Berlin
Dr. Tatjana Stykel wird den Nachwuchswissenschaftlerinnenpreis 2003 des Forschungsverbundes Berlin e. V. (FVB) erhalten. Der Forschungsverbund würdigt damit die herausragende Dissertation der jungen Mathematikerin, die aus Kasachstan stammt. Tatjana Stykel (30) promovierte an der Technischen Universität Berlin und arbeitet jetzt als Leiterin einer DFG-Nachwuchsgruppe am DFG-Forschungszentrum "Mathematik für Schlüsseltechnologien" an der TU Berlin. Der Preis des Forschungsverbundes wird jährlich vergeben und ist mit 3.000 Euro dotiert. Die Verleihung erfolgt im Rahmen eines Kolloquiums am DFG-Forschungszentrum Mathematik für Schlüsseltechnologien am 9. Dezember.
Bei dieser öffentlichen Veranstaltung ist Prof. Dr. Pierre Degond der Hauptredner. Das Thema des Kolloquiums lautet "Modellierung, Simulation und Optimierung realer Prozesse". Degond, Mathematiker aus Toulouse, referiert zum Thema "Quantum hydrodynamic and drift-diffusion models derived from the entropy principle". Tatjana Stykel wird selbst zu einem späteren Termin einen Vortrag über ihre Dissertation halten, die sich ebenfalls mit der Modellierung realer Prozesse befasst.
In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sich die Preisträgerin mit so genannten Verallgemeinerten Lyapunov-Gleichungen. Diese Gleichungen entstehen unter anderem, wenn man die Stabilität von dynamischen Systemen untersucht und dabei auf Nebenbedingungen achten muss. Seit rund zwanzig Jahren ist dies ein hochaktuelles Forschungsthema, da die Modellierung von realen dynamischen Prozessen eigentlich immer durch Nebenbedingungen eingeschränkt ist. Die Verallgemeinerung der Gleichungen, die man für die Modellierung solcher Systeme aufstellen muss, ist sehr schwierig. Tatjana Stykel hat jedoch in ihrer Dissertation eine korrekte Verallgemeinerung vorgestellt und damit ein jahrzehntealtes mathematisches Problem elegant gelöst. Sie wartet mit einer Vielzahl neuer Ergebnisse auf, die – so schreibt ein Gutachter – weit über das Maß einer normalen Dissertation hinausgehen. So hat diese Arbeit bereits international große Beachtung gefunden.
Tatjana Stykel wurde 1973 in Kasmis in Kasachstan geboren. Sie ist seit 1998 in Deutschland und besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit. Nach dem Studium in Novosibirsk (Russland) ging sie zunächst als Doktorandin nach Chemnitz, von 2000 bis 2002 war sie an der Technischen Universität Berlin, wo sie schließlich bei Prof. Volker Mehrmann promoviert wurde. Von September 2002 bis September 2003 arbeitete Tatjana Stykel als Post-doctoral Fellow an der University of Calgary in Kanada. Sie ist für ihre Leistungen bereits mehrfach mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet worden.
Der Nachwuchswissenschaftlerinnenpreis des Forschungsverbundes Berlin e. V. (FVB) ist im Jahr 2001 erstmals vergeben worden. Mit der jährlichen Auszeichnung will der FVB besondere Leistungen junger Wissenschaftlerinnen würdigen. Damit möchte der Verbund dazu beitragen, der Forschungstätigkeit neue Impulse zu geben und den Anteil hervorragender Wissenschaftlerinnen in Wissenschaft und Forschung zu erhöhen. Der Nachwuchswissenschaftlerinnenpreis zeichnet eine herausragende Promotion in einem Forschungsgebiet aus, das von den Instituten des Forschungsverbundes Berlin bearbeitet wird. Die Arbeitsfelder der acht Institute liegen unter anderem in den Bereichen IuK-Technik, Strukturforschung, Optoelektronik und Laserforschung, Mikrosystemtechnik, Neue Materialien, Angewandte Mathematik, Molekulare Medizin und Biologie, Veterinärmedizin, Biotechnologie und Umweltforschung.
Termin: Verleihung des Nachwuchswissenschaftlerinnenpreises des Forschungsverbundes Berlin e. V.
Dienstag, 9. Dezember, 18 Uhr
Ort: Hörsaal MA 001, im Mathematikgebäude der TU Berlin, Straße des 17. Juni 136 (gegenüber dem Hauptgebäude der TU)
Anschließend: Kolloquium des DFG-Forschungszentrums Mathematik für Schlüsseltechnologien mit Prof. Dr. Pierre Degond. Danach wird eine Ausstellung in der Mathematik-Bibliothek eröffnet mit Bildern der Künstlerin Annedore Dietze.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Heribert Hofer, Vorstandssprecher des Forschungsverbundes Berlin, 030 / 51 68-101
Der Forschungsverbund Berlin e. V. (FVB) ist Träger von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Forschungsinstituten in Berlin, die alle wissenschaftlich eigenständig sind, aber im Rahmen einer einheitlichen Rechtspersönlichkeit gemeinsame Interessen wahrnehmen. Der Forschungsverbund beschäftigt zur Zeit rund 1.200 Mitarbeiter; Diplomanden, Doktoranden und Gastwissenschaftler eingeschlossen. Der FVB verfügte im Jahr 2002 über einen Gesamtetat von rund 78,6 Mio Euro (ohne Bauinvestition). Ein Viertel des Etats warben die Institute über Drittmittelprojekte ein. Aus Drittmitteln wurden zum Stichtag 31.12.2002 im Forschungsverbund 343 Personen beschäftigt, was die Bedeutung der Institute auch als ein beträchtlicher arbeitsmarktpolitischer Faktor im Berliner Raum unterstreicht.
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