Digitales Win-win
Axel Springer Plug and Play fördert technologisch anspruchsvolle Start-ups
...wie das Adlershofer Unternehmen Phizzard, das eine Touchscreen-Lösung entwickelt hat, mit der Kunden im Laden auf Anhieb Kleidung in der richtigen Größe finden. CEO Peer Hohn und Ulrich Schmitz, Geschäftsführer der Axel Springer Digital Ventures, im Gespräch über gegenseitige Erwartungen, Effekte und Mehrwert.
Können Sie die Ziele von Axel Springer Plug and Play skizzieren?
Ulrich Schmitz: Axel Springer Plug and Play richtet sich an deutsche und europäische Gründer und will diese durch ein gezieltes Förderprogramm bei der Entwicklung und Umsetzung digitaler Geschäftsideen unterstützen. Zugleich bietet das Programm Start-ups in den USA Unterstützung bei der Expansion nach Deutschland und Europa.
Was ist das Geschäftsmodell von Phizzard?
Peer Hohn: Unsere Kunden sind Mode- und Schuhhändler mit physischen Filialen, wobei wir Technologien aus dem E-Commerce übertragen. Unsere Kernlösung besteht aus einem Touchscreen-Größenberater in der Umkleidekabine, der den Kunden dabei hilft, schneller ein passendes Produkt zu finden. Wir wissen, dass die meisten nur zweimal in eine Kabine gehen. Wenn sie bis dahin nichts Passendes gefunden haben, verlassen sie ohne Kauf das Geschäft. Die Bedienung ist sehr einfach: Barcode des Artikels einscannen und bewerten, ob der Artikel passt oder ob er zu klein oder zu groß ist. Dann sieht der Kunde in der Kabine, in welchen Größen die Ware noch verfügbar ist und welche Artikel passender sind. Außerdem empfehlen wir zusätzliche Artikel. Auf diese Weise steigern wir für die Händler den Umsatz.
Was ist die Motivation von Axel Springer? Warum unterhält Ihr Unternehmen einen Accelerator?
Schmitz: In erster Linie ist das ein Investment in die Zukunft. Wir wollen möglichst früh tolle Unternehmen finden und diese unterstützen. Das ist sozusagen unser Ohr am Boden, um Innovationen und Trends sowie potenzielle Partner aufzuspüren.
Was erwarten Sie von den Start-ups wie etwa Phizzard?
Schmitz: Wir erwarten von allen Beteiligungsunternehmen vor allem, dass sie wirtschaftlich erfolgreich werden und tun unseren Teil dafür, dass dies gelingen kann. Dabei lassen wir durchaus zu, dass die Geschäftsfelder der Start-ups über den Medienfokus von Axel Springer hinausgehen.
Was versprechen Sie sich von Springer Plug and Play?
Hohn: Vor allem Hilfe beim Vertrieb und bei der Ansprache von Investoren.
Welche Effekte zeigen sich bereits?
Hohn: Unsere Präsentationen vor Investoren sind deutlich besser geworden. Außerdem hilft uns Axel Springer bei der Ansprache von Händlern, die gleichzeitig ihre Kunden sind. Darüber hinaus haben sie Corporate Partner, Unternehmen, mit denen man bestens kooperieren kann. So auch bei uns – wobei wir den Kooperationspartner noch nicht verraten dürfen.
Wo sehen Sie den gegenseitigen Nutzen für beide Unternehmen?
Schmitz: Mit dem Investment gehen wir eine Partnerschaft ein, in der sich beide Seiten kennenlernen und eine frühzeitige Zusammenarbeit möglich wird. Wird das neue Unternehmen ein Erfolg, hat man sowohl auf dem Weg dahin profitiert als auch durch die erzielte Wertsteigerung. Wir bauen zudem eine Brücke zwischen Berlin und Silicon Valley, die Unternehmern helfen kann, globaler zu denken.
Hohn: Axel Springer holt sich auf diese Weise frische Ideen in den Konzern und kann von Wertsteigerungen der beteiligten Unternehmen profitieren. So werden Innovationen generiert, von denen beide Seiten etwas haben.
Wie wird es nach der Accelerator-Phase für Sie weitergehen?
Hohn: Wir gewannen den „Best in eCommerce-Award“ und haben die ANWR Gruppe, zu der mehr als 1.000 Schuhhändler gehören, für einen Piloten in mehreren Stores gewonnen. Aktuell führen wir Gespräche mit potenziellen Investoren.
Werden Sie auch weiterhin auf diese Weise Start-ups fördern?
Schmitz: Unser Partner Plug and Play Tech Center ist ein führender Accelerator und Start-up-Investor aus Silicon Valley, und wir denken an ein langfristiges Engagement.
Das Interview führte Chris Löwer für Adlershof Special