Die Wohnung als Freund
In Adlershof entsteht ein generationsübergreifendes Living Lab
Im Rahmen von Wohnen am Campus bietet das Living Lab alle Vorteile des technikgestützten Wohnens, getestet von den Bewohnern. Gleichzeitig können Interessierte in einem Besucherzentrum alles über die wissenschaftlichen Visionen für das Wohnen der Zukunft erfahren.
Die Wohnung der Zukunft wird sein wie ein Freund: bereit, die individuellen Bedürfnisse ihrer Bewohner zu erfüllen. Um sie kennenzulernen, leben Menschen aller Generationen in einem „Living Lab”. Dort testen sie die Energie- und Haustechnik der Zukunft auf Alltagstauglichkeit. Ein solches Labor mit 65 individuellen Eigentums- und Mietwohnungen entsteht in den nächsten Jahren in Adlershof am Groß-Berliner Damm, Ecke Hermann-Dorner-Allee. Es heißt „Living Tomorrow Berlin“. „Hier können Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen, Studenten-WGs, aber auch ältere oder behinderte Menschen einziehen“, sagt die Berliner Innenarchitektin Annegret Keller. Sie ist als Projektleiterin für die Unternehmensgruppe Krebs tätig.
„Für alle Menschen gibt es passende technische Ausstattungen.“ Das können Fußbodenbeläge sein, die erkennen, wenn jemand gestürzt ist und selbsttätig Hilfe anfordern. Oder ein Kühlpostfach, in dem eine Lebensmittellieferung gelagert wird, bis die Bewohner nach Hause kommen. Lautsprecheranlagen, die Räume punktuell beschallen, so dass kein Mitbewohner gestört wird. Zahnbürsten, die den Puls messen und dem Hausarzt melden. Auch ein gesundes Raumklima und eine behagliche Beleuchtung mit optimaler Energiebilanz bieten die Servicewohnungen. „Die Menschen selbst bestimmen, welche Möglichkeiten sie nutzen“, sagt Annegret Keller.
Über Touchscreens an den Wänden, mit Intranet verbunden, bekommen Wissenschaftler Auskunft über die verschiedenen Nutzungsgewohnheiten. „Ansonsten tritt die Technik kaum in Erscheinung“, sagt die Projektleiterin. Kein Kabelsalat, kein Funk und kein Elektrosmog. Stattdessen wird eine abgeschirmte Verkabelung wartungsfreundlich in aufklappbaren Wänden geführt.
Für Skeptiker mag sich das nach „Big Brother“ anhören. Annegret Keller kennt die Bedenken von totaler Überwachung. „Als wissenschaftliches Projekt schützen wir die Privatsphäre der Bewohner.“ Für Neugierige gibt es das benachbarte Besucherzentrum, in dem man nicht nur die Wohnung der Zukunft erleben kann – sondern auch den Supermarkt, das Wellnesscenter, die Bank von Morgen. 30 Wohnungen mit Plusenergiestandard sollen 2015 bezugsbereit sein. Zu Preisen, die sich an den ortsüblichen Vergleichsmieten orientieren. Künftige Bewohner können die Ausstattung im Rahmen des Projekts schon jetzt mitgestalten. Und sich freuen: Wer in einem „Labor” wohnt, muss ganz sicher nie lange auf eine Reparatur warten.