Die Wassertester
Die Firma Blue Biolabs entwickelt mikrobiologische Diagnosekits für Brunnen
Die Blue Biolabs GmbH ist seit Herbst 2019 im Technologiepark Adlershof. Im Labor sind deren Analytiker Eisenbakterien und anderen Ursachen von Wasserverunreinigungen auf der Spur.
Ein Projekt der Berliner Wasserbetriebe stellte die Weichen für das Start-up Blue Biolabs. Es ging um die Verockerung von Brunnen. Bakterielle Beläge, sogenannte Eisenbakterien, sorgen dafür, dass Brunnen immer wieder verstopfen. Oliver Thronicker, einer der beiden Geschäftsführer von Blue Biolabs, hat an der Technischen Universität Berlin (TU) Technischen Umweltschutz studiert. „Damals war ich Doktorand der Mikrobiologie. Das fand ich super spannend“, erzählt er. Thronicker und sein Geschäftspartner Manuel Popiol hatten 2012 eine wegweisende Idee: Es sollten nicht mehr Kräne und schweres Gerät herangebracht, Deckel aufgestemmt und Kameras hinab in den Brunnenschacht gelassen werden, ein Aufwand, der Tausende Euro kostet. Es geht auch einfacher und preiswerter: Eine Wasserprobe aus dem Brunnen wird mit einem Stabilisator gemixt und im Labor von Blue Biolabs mit einer ausgeklügelten molekularbiologischen Methode analysiert. Das Ergebnis zeigt, ob der Brunnen verockert ist und regeneriert werden muss.
Um mit ihrer Idee durchstarten zu können, beantragten Thronicker und Popiol Fördermittel aus dem „Exist“-Förderprogramm. Sie waren felsenfest überzeugt: „Damit können wir uns selbständig machen.“ Aber, so Thronicker, „es war hart.“ Es reicht nicht nur, ein Produkt zu kreieren, man muss auch Kunden gewinnen und einen Vertrieb aufbauen, um schließlich erfolgreich zu sein. Als es in den Räumen in der TU zu eng wurde, zogen die Wasserexperten im September vergangenen Jahres in den Technologiepark Adlershof: „Dort haben wir gute Bedingungen gefunden.“ Ihr Labor braucht die „Sicherheitsstufe 2“, diese gibt es „nicht von der Stange“.
Inzwischen bedient die Firma mit ihren acht Mitarbeitern auch Geschäftsfelder wie Trinkwasseranalysen, Auswertung von Biofilmen, Korrosion in Heizungssystemen, Abbauprozesse in der Erdölindustrie, hygienische Fragen von Kühlsystemen, wie sie unter anderem in Supermärkten oder größeren Gebäuden vorkommen. Jüngst hat Blue Biolabs eine eigene Software für Wasserversorger entwickelt. In interaktiven Karten können Verunreinigungen mit Bakterien oder anderen Keimen eingetragen werden, um später nachzuvollziehen, ob Kontaminationen oder Vorfälle miteinander zusammenhängen.
Bei den Umweltanalysen, die derzeit rund 30 Prozent des Umsatzes ausmachen, werden neueste genetische Methoden angewandt. „Blue Biome“ tauften Thronicker und Popiol ihre Komplettanalyse per Molekularforschung. Mit DNA-Techniken suchen sie nach bestimmten Organismen, wie z. B. Bakterien, tierischen Zellen oder Pilze und ihrer Herkunft. Auch bei der Bodensanierung und für Produktkontrollen, beispielsweise Lebensmitteln, kommt das Verfahren zum Einsatz.
„Immer wenn irgendwo umwelttechnisch seltsame Dinge passieren, können wir helfen aufzuklären“, sagt Thronicker. Eine neue Kundengruppe sind Klärwerksbetreiber. Für sie können die Wasserexperten genau abbilden, wie sich bestimmte Organismen im „Belebungsbecken“ verändern. Ein paar Wochen später bekommt der Kunde einen fertigen Bericht, aufgegliedert nach Gruppen, Krankheitserregern, Wirkung bis hin zu Antibiotikaresistenzen. Mit einem regelmäßigen Monitoring können die Prozesse nicht nur verstanden, sondern auch gesteuert werden.
Die Aufträge nehmen zu, immer neue Ideen gehen den Geschäftsführern durch den Kopf. Bleibt da noch freie Zeit? Selten. Aber wenn es geht, powert sich Manuel Popiol in seiner Freizeit mit Bogenschießen und Fechten aus. Oliver Thronicker entspannt am liebsten daheim bei der Familie und beim Anschauen guter Filme.
Zum Schluss noch ein Tipp der Umweltexperten für den Alltag: „Trinken Sie nach Möglichkeit kein abgestandenes Wasser aus dem Glas vom Vortag und lassen Sie am Morgen den Wasserhahn immer ein wenig ablaufen.“ Sobald Wasser steht, wandern die Bakterien aus ihrem Biofilm in die Freiwasserphase. Bei Sprudelwasser konserviert die Kohlensäure – das mögen die Bakterien nicht.
Von Kathrin Reisinger für Adlershof Journal