Die Langstreckenfrau
Die Eventmanagerin Silvana Schneider sucht im Urlaub die Herausforderung
Bergauf, bergab über Schotterpisten und Geröll, auf dem Rücken eine Elf-Kilo-Last und die Füße wundgescheuert. Für Silvana Schneider darf es gerne extrem zugehen, wenn sich im Urlaub ein Erholungseffekt einstellen soll. Im April ist sie in Portugal und Spanien über den Jakobsweg gewandert, 250 Kilometer in elf Tagen von Porto nach Santiago, und, wie sie sagt, „superentspannt“ zurückgekehrt.
„Ich bin so mit dem Job persönlich und emotional verwachsen, dass ich nicht abschalte“, das war früher Schneiders Ferienproblem. „Ich bin mit dem Kopf immer hier in Adlershof.“ Dort organisiert sie seit vielen Jahren Veranstaltungen für die WISTA-MANAGEMENT GMBH. Man kann bei ihr Kongresse, Firmenfeste, Messen, Seminare, Ausstellungen buchen. Sie kümmert sich um das gesamte Drumherum, Ausrüstung, Verpflegung, Sicherheit, Moderation, Reinigung des Veranstaltungsortes, steht bei Bedarf mit Rat zur Verfügung: „Wir bieten das Rundum-sorglos-Paket an. Wir stehen für das perfekte Event.“
Bewegung, Aktivität, Leistungssport waren von Kindheit an das Lebenselixier der heute 41-Jährigen. In der Schulzeit als Kugelstoßerin und Speerwerferin in ihrem Heimatort Ziltendorf an der Oder, bis heute als Leiterin der Volleyballsparte unter dem Namen „Die Elche“ des dortigen „Feuerwehr- und Freizeitverein Ziltendorf e. V.“.
Die Verbindung in die Oderniederung riss nicht ab, als Schneider mit 16 nach Berlin zog, um bei der WISTA eine kaufmännische Ausbildung zu absolvieren. Später folgte noch ein Fernstudium an der Universität Düsseldorf, das sie als Diplom-Eventmanagerin abschloss. Als sie 1993 in Adlershof anfing, war dort die Rudower Chaussee noch zu beiden Seiten von stacheldrahtbewehrten Zäunen gesäumt und das Gelände nur mit einem Ausweis zu betreten.
„Veranstaltungsdienst“ hieß damals die Abteilung, die Schneider nach der Ausbildung aufnahm. Mittlerweile wurde sie umbenannt in „WISTA conventions“. Das vierköpfige Team betreut circa 320 Veranstaltungen und Führungen pro Jahr. Die Ansprüche sind nicht gering, namentlich im Umgang mit Kunden: „Da ist viel Empathie dabei. Man braucht eine Menge Erfahrung und Bauchgefühl.“ Dass sich die steten Gedanken an den Adlershofer Arbeitsalltag am ehesten durch andere fordernde Aktivitäten aus dem Kopf verbannen ließen, erfuhr Schneider, wenn sie gelegentlich mit ihren Ziltendorfer Volleyballern ein Trainings- oder Turnierwochenende verbrachte. „Erholung pur“, sagt sie.
Mit Freunden paddelte sie 2009 zwei Wochen lang über süd-schwedische Seen. Fünf Jahre später wagte sie sich erstmals an den Jakobsweg, bewältigte in 21 Tagen im Norden Spaniens 500 Kilometer von Burgos nach Santiago und kam mit schmerzenden Knien heim. Man kann sich, wie sie erlebt hat, das Pilgern auch einfacher machen: „Da werden Leute von Aida hingekarrt und aus Bussen geschüttet.“ Ihr Ding ist das eindeutig nicht.
Von Winfried Dolderer für Adlershof Journal