Der Weltraum - unendliche Weiten
Wie die Phönizier mit ihren Schiffen immer in Sichtweite der Küste blieben und das offene Meer mieden, so bewegen wir uns in kleinen Schritten in den Weltraum, ohne die Dimensionen dieser unendlichen Weiten heute schon voll begreifen und uns zunutze machen zu können. Doch die Weltraumpioniere sind unterwegs, wie das aktuelle Beispiel Marsexpress zeigt. Mit an Bord: viel High Tech aus Berlin. Der 14. Treffpunkt WissensWerte stellte einige dieser Entwicklungen vor, mit denen Wissenschaftler und Ingenieure faszinierende neue Welten erobern und uralte Fragen neu beantworten können.
Was die wenigsten wissen: Berlin ist ein Luft- und Raumfahrtstandort mit großer Geschichte: Hier wurden nicht nur historische Flugversuche unternommen und frühe Experimente mit flüssigen Antrieben gemacht. An der Technischen Universität Berlin wurde 1963 auch der erste deutsche Lehrstuhl für Luft- und Raumfahrt gegründet, während an der Akademie der Wissenschaften der DDR Datensammelsysteme und Kameras für Expeditionen ins Weltall entwickelt wurden. Berliner Einrichtungen haben wesentlichen Anteil am Marsexpress, der, am 2. Juni 2003 gestartet, in der Weihnachtszeit die Umlaufbahn des Mars erreichen wird und neue Erkenntnisse von diesem Planeten auf die Erde senden wird.
Ein Beispiel hierfür ist die High Resolution Stereo Camera (HRSC-Kamera), die am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Adlershof entwickelt wurde und voraussichtlich ab dem 2. Weihnachtsfeiertag 3-D-Farbbilder mit einer Auflösung von bis zu 10 Metern vom Mars ermöglichen wird. Diese HRSC-Kamera, die auch für andere Anwendungen interessant ist und später vermarktet werden soll, wird den Mars umkreisen. Dagegen werden andere High Tech Geräte aus Berlin auch Marsboden berühren. Ein Beispiel ist die Landesonde, welche Mechanik der Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH enthält. Die Landesonde wird Bodenproben entnehmen und u.a. auf Spuren von Leben analysieren. Für die Ingenieure war es eine große Herausforderung, Geräte zu entwickeln, welche die ungeheueren Vibrationen aushalten, die während der Startphase auf die Technik einwirken, gleichzeitig sehr leicht sein müssen, denn Gewicht ist in der Raumfahrt ein ungeheurer Kostenfaktor.
Immer wieder wird der Nutzen der Luft- und Raumfahrt für die Wirklichkeit auf der Erde bestritten. Neben den indirekten Entwicklungen, die Innovationen aus diesem Bereich angestoßen haben, gibt es aber auch ganz einfache Beispiele dafür, dass wir längst von den Segnungen der Luft- und Raumfahrt profitieren. Deutlich wird das an BIRD, einem Mikrosatelliten, der aus dem Weltall große Waldregionen beobachtet, beginnende Großbrände zuverlässig entdeckt und meldet. Bis zu drei Tage Vorsprung haben die Feuerwehrleute in unzugänglichen Regionen, wenn sie BIRD nutzen können. Leider ist bisher lediglich ein Prototyp unterwegs. Um eine umfassende tägliche Erdbeobachtung realisieren zu können, würden vier bis sechs dieser Satelliten benötigt.
Beispiele wie BIRD verdeutlichen, dass das Kosten-Nutzenverhältnis in der Luft- und Raumfahrt positiv ist. Der Bereich wird angesichts von globalen Problemen wie Klimaveränderungen, mit denen wir uns zunehmend konfrontiert sehen, immer wichtiger werden. Die Diskussion machte aber auch deutlich, dass Antworten auf nahezu alle Fragen, die uns das Weltall stellt, bis heute völlig offen sind. Schon die Frage, ob es jemals Leben auf dem Mars gegeben hat, ist trotz Gesteinsproben und immer neuen Daten vom Roten Planeten völlig ungeklärt. Hier wird der Marsexpress neue Erkenntnisse bringen. Ob allerdings ein spektakulärer "Beweis" für Leben dabei sein wird? Die Forscher sind skeptisch. Weniger Skepsis herrscht bei der Frage, ob es überhaupt anderes Leben im Weltall gibt. Gerade in den letzten Jahren ist deutlich geworden, wie groß das Universum ist und welche Möglichkeiten es bietet. Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass wir alleine sind. Ob und wann wir dieses andere Leben aber jemals entdecken und ob wir damit kommunizieren können, ist eine weitere spannende Frage, die aber bis heute nur in Science Fiction-Filmen und Büchern gelöst ist. Wir machen gerade die ersten Schritte auf diesem langen Weg.
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Quelle: www.technologiestiftung-berlin.de/index.php/news/1067.html