Der Weg der Gedanken
Aus dem Editorial "Adlershof Aktuell" Juni 2004
Die »Lange Nacht der Wissenschaften« war noch jung, da faszinierte mich die Idee, in Adlershof etwas aus künstlerischer Sicht zu realisieren. Damals entstand die Arbeit »Die fliegenden Worte«. Mit Schriftprojektionen wurde der Standort als Ganzes zusammengefügt. Ein begehbarer Ort, in dem sich neue Blicke und Fluchten beim Spazieren gehen öffneten.
Als Künstler ist die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern verlockend. Plötzlich erweitert sich der Erfahrungshorizont, zu den schon gedachten Dingen kommen viele bisher für unmöglich gehaltene dazu. Ich denke, es ist dieses »Phantasie-Ausleben«, was Künstler und Wissenschaftler verbindet. Im Gegenzug macht dafür das Denkmuster des Künstlers viele Dinge für den Wissenschaftler einfach. Ein Freund hat mal gesagt: »Einem Künstler kann man fast jeden Auftrag geben, man weiß, er arbeitet sich durch, bis er am Ziel ist.« Ein wenig von dieser Beharrlichkeit hat im letzten Jahr den Laser für Adlershof möglich gemacht.
Das diesjährige Projekt des »Gedanken-Gangs« hat mir auf Anhieb gefallen. Es formulierte eine Lösung für einige der Schwachstellen von Adlershof. Zuerst war es mehr die Idee, die mich faszinierte. Der »Gedanken-Gang« wird ein Zugang zu Adlershof sein, der rund um die Uhr funktioniert. Es gibt so viele Aspekte, die Besucher anlocken, sei es Architektur, die Geschichte der Fliegerei oder die Wissenschaft am Standort. Nur für all diese Besucher stellt sich Adlershof sehr unwirtlich dar, kein Schild, kein Ort, der einlädt, stattdessen Institute mit Betriebsausweisen und am Wochenende verschlossene Gebäude. Der »Gedanken-Gang« ist eine einladende Geste – »Wir haben auch an euch Besucher gedacht.« Im Laufe der Diskussion haben dann immer mehr Beteiligte immer mehr Ideen gehabt: Was stellen wir in unseren Park? Was können wir direkt an unseren Häusern darstellen? Ja, die Wissenschaftler begannen zusammen über Instituts- und Universitätsgrenzen hinweg, Projekte zu erfinden. Der Prozess bleibt offen, in der »Langen Nacht der Wissenschaften« werden Modelle der vorgeschlagenen Objekte an ihren Plätzen stehen und hoffentlich eine Diskussion auslösen. Wir alle können die Stationen ablaufen und werden feststellen, dass sie immer kürzer werden, je mehr wir zu erkunden haben.
Ihr
Nils-R. Schultze
Künstler und Gestalter