Der Qualitätsprüfer
Daniel Herfert entwickelt industrielle Anwendungen, in denen KI steckt
Studiert hat er bei einem Visionär. Im Jahr 2050 werde eine Roboter-Fußballmannschaft die deutsche Nationalelf schlagen, pflegte Daniel Herferts akademischer Lehrer Hans-Dieter Burkhard zu prophezeien. Den jungen Informatikstudenten auf dem Campus Adlershof der Humboldt-Universität zu Berlin faszinierten solche Aussichten. Programmiert hatte der heute 38-Jährige aus dem brandenburgischen Schöneiche in seiner Freizeit bereits als Schüler. Alles Mathematische, Naturwissenschaftliche fand sein Interesse, die Studienrichtung war vorgezeichnet.
Dass er Großteile seines Hauptstudiums an Burkhards Lehrstuhl für künstliche Intelligenz absolvierte und dort drei Jahre lang als studentischer Mitarbeiter tätig blieb, war einem Schlüsselerlebnis in einer Adlershofer „Langen Nacht der Wissenschaften“ irgendwann vor knapp anderthalb Jahrzehnten zu verdanken. Herfert sah vierbeinige Roboter „Hundefußball“ spielen und war begeistert. „Anfassbare Forschung“, das macht für ihn den Reiz der Robotik aus.
Dem Standort Adlershof ist Herfert treu geblieben. Er leitet mittlerweile die Abteilung „Strukturdynamik und Mustererkennung“ der Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik (GFaI). Zehn Mitarbeiter entwickeln dort Konzepte, die menschliche Qualitätsprüfer im industriellen Produktionsprozess mithilfe künstlicher Intelligenz unterstützen sollen.
Die Erfassung und Auswertung von Schalldaten ist die Schüsseltechnik des Verfahrens. Bei jedem automatisierten Produktionsvorgang fallen Geräusche an, die sich minimal unterscheiden, je nachdem ob ein Werkstück gelingt oder nicht. Hier setzt die in Herferts Abteilung entwickelte und hergestellte Software „WaveImage“ an, die in der Lage ist, unterschiedliche Klangmuster zu erkennen. Sie kann so anhand kleinster Abweichungen im Maschinenlärm fehlerhafte Werkstücke unmittelbar identifizieren und automatisch aussortieren.
Das Verfahren ist vielseitig nutzbar, etwa bei Instandhaltung, Qualitätssicherung, zerstörungsfreier Schadensfeststellung. In der Medizintechnik hilft es, Funktionsdefizite von Unterstützungssystemen für das Herz zu erkennen, bevor fatale Folgen eintreten können. Es ermöglicht auch, die absehbare Lebensdauer von Bauwerken, Maschinen, Anlagen und Bauteilen relativ präzise vorherzusagen. Allein anhand der Betriebsgeräusche lassen sich Verschleiß und Fehlfunktionen diagnostizieren, bevor ein menschlicher Techniker etwas gemerkt hätte.
Seit 2010 ist Herfert bei der GFaI. Sein Vorgänger als Abteilungsleiter, dem er als Lehrbeauftragtem im Informatikstudium begegnet war, hatte ihn angesprochen. Tennis ist eine weitere Leidenschaft, die ihn durchs Leben begleitet. Er frönt ihr neuerdings auf einem Platz unweit seines Büros beim Adlershofer Verein BTC Wista. Hat nicht auch sein berufliches Fachgebiet viel Spielerisches? „Auf alle Fälle“, sagt Herfert, seit anderthalb Jahren Vater von Zwillingen. „Ich freue mich schon darauf, dass die Kinder so weit sind für das ‚Robotics‘-Programm von ‚Lego‘.“
Von Winfried Dolderer für Adlershof Journal