Brückenbauende zwischen den Kulturen
Das Start-up Nearay aus der Gründungswerkstatt Adlershof will kulturelle Gemeinschaften besser vernetzen
„Menschen mit multikulturellem Hintergrund und Neuankömmlinge haben es oft schwer, Gemeinschaften aus ihrem Kulturkreis zu finden“, sagt Enes Savas. „Die Informationen liegen überall verstreut. Eine Suche ist zeitaufwendig und nervenaufreibend.“
Oft seien Eventankündigungen, Restaurantempfehlungen oder Buchtipps im Datenmeer von Internet und Social Media versteckt, meint Enes Savas. Es bliebe kaum etwas übrig, als sich durch Foren oder Facebook-Gruppen zu wühlen, zwischen verschiedenen Sprachen zu springen, nur um am Ende dann vielleicht eine Information zu erhalten, von der nicht klar sei, ob sie auch tatsächlich all die Mühe wert gewesen ist. Frust sei da vorprogrammiert.
Um das zu ändern, hat er zusammen mit Linda Walczak und Markus Köhne das Start-up Nearay gegründet. „Wir stellen uns eine Stadt vor, in der wir mühelos authentische Restaurants finden, spezielle Zutaten erhalten und Menschen treffen, die unsere kulturelle Herkunft teilen“, beschreibt Savas die Vision, die die drei Gründenden verbindet. „Das alles wird bald in einer einzigen App möglich sein.“ Die beschreibt er gern als digitalen Wegweiser für ein bereicherndes und vernetztes Stadtleben. Noch in diesem Jahr soll sie für Android und iOS erhältlich sein. Für einen Gastzugang sei keine Registrierung nötig. Mehr Möglichkeiten eröffnet das eigene Benutzerkonto. Damit lassen sich beispielsweise Geschäfte oder Restaurants bewerten. Schließlich, gibt Savas einen Ausblick, können für eine kleine Gebühr auch eigene Social-Media-Konten ins Profil eingebunden werden.
„Für die Startphase konzentrieren wir uns auf die deutsch-türkische Community“, erzählt der Gründer. „Da komme ich her. Dort ist die Idee geboren.“ Es ist eine der größten multikulturellen Communitys in Berlin – mit vielen kleinen, inhabergeführten Unternehmen und Restaurants. „Für uns sind diese Geschäfte das Herzstück“, sagt Walczak. Dabei würden die Inhabenden aber meist zu den älteren Generationen zählen und selbst oft nicht mit Apps oder sozialen Medien vertraut sein. „Wenn wir diese Menschen und ihre Läden mit den jüngeren Generationen zusammenbringen, unterstützen wir sie gleichzeitig und verhelfen ihnen zu einer größeren Reichweite“, fügt sie hinzu.
Berlin und die deutsch-türkische Community seien aber nur der erste Schritt, versichert Savas. Walczak stimmt ihm zu: „Wir werden später auch andere Städte in die App aufnehmen. Danach integrieren wir weitere Communitys – die deutsch-polnische, die deutsch-spanische und viele mehr.“ Spätestens dann sind auch die Nutzenden stärker gefragt. Jetzt in der Startphase besteht der größte Aufwand für die drei darin, alle interessanten Themen in die App einzupflegen und den Content zu gestalten. Später sollen die User zum Beispiel ihre Lieblingsorte oder Events mit der Community teilen. „Ab diesem Punkt werden wir die Aufgabe übernehmen, die Inhalte zu filtern und bereitzustellen“, blickt Savas in die Zukunft.
Begonnen habe alles als ein „Hobby-Projekt“, wie Savas es liebevoll nennt, das er bereits während seiner Zeit in verschiedenen Start-ups vorantrieb. Dort lernte er auch Köhne kennen, der ihn in die Welt der App-Entwicklung einführte. „Irgendwann war aus unserer Idee ein erstes Produkt entstanden“, sagt Savas. Walczak von der Idee zu überzeugen, war nicht schwer. Auch in Berlin hat ihr Plan bereits für wohlwollendes Nicken gesorgt, sodass sie nun in der Gründungswerkstatt Adlershof (GWA) an der Vision arbeiten, Brücken zwischen den Kulturen zu bauen.
Kai Dürfeld für Adlershof Journal
Teams 2024 - Gründungswerkstatt Adlershof - WISTA Management GmbH