Blick nach Osteuropa
Deutsch-russische Schnellstraße für Labortechnik
Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Russland haben 2011 einen neuen Rekord erreicht: 70 Milliarden Euro stehen in der Handelsbilanz. Im Rahmen einer Modernisierungsoffensive will Moskau die Entwicklung von Innovationen und weltmarktfähigen Produkten fördern und gleichzeitig mehr Hightech ins Land holen. Der angestrebte Modernisierungsschub eröffnet besonders für deutsche Unternehmen gute Geschäftschancen.
„Wer auf dem russischen Markt Geschäfte machen will, braucht Geduld, langen Atem und Partner vor Ort, die einem die richtigen Kontakte vermitteln", weiß Michael Augustin, Geschäftsführer der ANAU Berlin-lab GmbH aus langjähriger Erfahrung. Spezialisiert hat sich das Adlershofer Unternehmen auf den Import von Laborgeräten aus mittel- und osteuropäischen Ländern und den Export deutscher Labortechnik nach Russland. Dazu gehören z. B. Schüttler, Rotatoren und Zentrifugen, die vor allem in der Biotechnologie eingesetzt werden. Erfolgte der deutschlandweite Vertrieb bislang ausschließlich auf klassischem Weg über Großhändler und örtliche Händler, werden die Geräte seit Kurzem auch über den Online-Shop ProfiLab24 vertrieben, dem Unternehmen von Michael Augustins Sohn Armin. Statt Ruhestand der Aufbau neuer Geschäftszweige Augustin Senior ist 62 Jahre alt. Er wird den bislang betriebenen Handel mit Laborgeräten im April komplett an seinen Sohn übergeben. Nicht, um dann den wohlverdienten Ruhestand zu genießen, sondern weil der umtriebige Unternehmer neue Geschäftszweige aufbauen will. Die Entwicklung einer eigenen ProfiLab24-Laborlinie gemeinsam mit russischen Kooperationspartnern gehört dazu. Konkret geht es um sogenannte Laminarboxen Reinraumwerkbänke, die in der Biotechnologie zur DNA-Analyse eingesetzt werden.
Intensive Kontakte bestehen auch zu russischen Wissenschaftlern, die Komponenten für Terahertzsysteme entwickeln. Die Terahertzstrahlung liegt im elektromagnetischen Spektrum zwischen der Infrarot- und der Mikrowellenstrahlung und kommt bislang vor allem in der Analytik, in der medizinischen Diagnostik sowie im Bereich der Sicherheitstechnik zum Einsatz. So basieren die viel diskutierten Körperscanner, mit denen Passagiere an Flughäfen nach verborgenen Sprengsätzen oder Waffen durchsucht werden, auf der Terahertzstrahlung.
Neue Analysenmethoden für die Nanostrukturen Und auch Lösungen zur Messung von Nanostrukturen wird Augustin in Kürze vertreiben. Wer in die Nanowelt vordringen will, braucht besondere Analysenmethoden. Klassische Messverfahren stoßen hier an ihre Grenzen. „Meine russischen Partner entwickeln leistungsstarke, hochwertige Messsysteme für die Grundlagenforschung, mit denen nicht nur die chemischen Elemente von Nanostrukturen, sondern auch deren Konzentration gemessen werden können", beschreibt Augustin die Pluspunkte der russischen Technik, die demnächst auch in deutschen Laboren für völlig neue Einsichten sorgen soll.
Doch das Geschäftsmodell der ANAU Berlin-lab ist keine Einbahnstraße, sondern eine Schnellstraße, die auf beiden Seiten befahren wird. So beliefert Augustin seine russischen Partner mit Labortechnik, die auf dem russischen Markt nicht oder nur schwer zu haben ist. Würden sie sich die Laborgeräte selbst beschaffen, müssten sie in Vorkasse gehen, einen deutlich höheren Preis zahlen und erheblich länger auf die Lieferung warten.
von Ariane Steffen
Link: www.anau-berlin.com