Bestes Material für die Kreislaufwirtschaft
Zum TechConnect Adlershof tauschten sich Wissenschaft und Wirtschaft dazu aus, wie neue Materialien zirkuläres Wirtschaften ermöglichen
Wenn jemand wie Patrick Teuffel völlig selbstverständlich von „ongoing progress“ in der eigenen Branche spricht – statt dem sonst so oft gehörten „ongoing process“ – ist klar: Hier passiert echter Fortschritt am laufenden Band, hier entstehen Innovationen.
Teuffel ist Gründer von Circular Structural Design und Professor für Innovative Structural Design an der TU Eindhoven. Er war einer von vier Podiumsgästen, die sich am 6. November 2023 zum „TechConnect Adlershof“ im Rahmen der Berlin Science Week zu Materialinnovationen für die Kreislaufwirtschaft ausgetauscht haben.
Und genau dieser Innovationsgeist, den Teuffel so auf den Punkt gebracht hat, war von Anfang an zu spüren: Nach einer kurzen Einführung durch Gastgeber Rawad Chammas von der WISTA starteten direkt sechs sogenannte „Lightning Talks“, welche die verschiedenen Teilbereiche und Einzelaspekte beleuchteten – wie der Name schon sagt kurz, aber äußerst prägnant.
„Lighting Talks“ entlang der gesamten „value chain“
Den Anfang machte Özlem Özcan Sandikcioglu von der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM). Sie präsentierte sogenannte Material Acceleration Platforms, quasi selbstfahrende Labore für die Forschung. Arturo Robertazzi von der Quantistry GmbH schlug eine ähnliche Richtung ein und gab einen Einblick in die cloudbasierte Simulation chemischer Prozesse. Einen Schritt über die Forschung hinaus ist Nosh Biofoods, wie dessen Co-Gründer Tim Fronzek deutlich machte: Das Adlershofer Start-up entwickelt alternative, fleischlose Proteine abseits klassischer pflanzenbasierter Produkte.
Benjamin Rodriguez Hernandez zeigte dem Publikum anhand seiner Forschung am Fraunhofer IAP, wie man PLA (biologisch abbaubares Plastik) dazu bekommt, die Eigenschaften herkömmlicher Kunststoffe nachzuempfinden.
Wiederum am anderen Ende der Kette stehen Robert Albrecht und die Laser-Mikrotechnologie GmbH. Sie nutzen Laser, um Batterien besser zu recyceln. Den Abschluss machte Henrike Röse von Carbon Instead UG, die mit Biokohle die Baubranche dekarbonisieren wollen.
Die Vorträge zeigten insgesamt, wie es entlang der gesamten Wertschöpfungskette (value chain) Innovationen gibt, um neue Materialien für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu finden. Dies war erklärtes Ziel des Events, das durch intensiven Austausch zwischen allen Anwesenden geprägt war. Das hatte Moderatorin Christine Reiß bereits ganz zu Beginn verdeutlicht mit dem Appell: „We want you to engage today!“
Ideen und Innovation sind da
Und Gesprächsanlässe gab es genug, wie auch aus der grafischen Aufbereitung aller Inhalte durch „Graphic Recorder“ Robin Hotz hervorging. Er fasste einen Aspekt aus der abschließenden Podiumsdiskussion so zusammen: Die „value chain“ ist da, nun brauche es einen „value change“. Damit spielte er unter anderem auf einen Beitrag von Philipp Böhm (NEEW VENTURES GmbH) an: Seiner Meinung nach sollten wir Dingen einen Wert am Ende ihres Lebens geben (und darüber hinaus); aktuell würden wir Müll nicht nur physisch, sondern auch gedanklich verdrängen. Diese Arbeit als Gesellschaft könne uns keine Technologie abnehmen.
Neben Böhm, Moderatorin Reiss und Patrick Teuffel saßen noch Özlem Özcan Sandikcioglu (BAM) und Alexander Böker (Fraunhofer IAP) auf dem Podium. Sie alle warfen noch einmal einen übergeordneten Blick auf das Thema und betonten, wie wichtig neben Forschung, Wirtschaft und Innovation die politischen Rahmenbedingungen sind: Böker verwies beispielsweise auf einen nötigen höheren CO2-Preis, Özcan Sandikcioglu auf den kommenden „Batterie-Pass“.
Was am Ende bleibt, ist der Eindruck, dass es genügend Ideen, Ansätze und Innovationen entlang der gesamten Kette gibt – wir müssen nur anfangen, sie ernsthaft und gemeinsam umzusetzen.
Kontakt
Rawad Chammas
WISTA Management GmbH
+49 170 4433148
chammas(at)wista.de
www.adlershof.de/grand-challenges