Baugrund mit Stickstoff stabilisieren
Fachleute schlagen Eiskörper-Methode zur Festigung des Untergrunds der Berliner Museumsinsel vor
Experten der Berliner Niederlassung der Messer Griesheim GmbH, Krefeld, wollen sich in diesem Jahr mit einem speziellen Verfahren an der Lösung eines hauptstädtischen Bauproblems beteiligen. Dabei geht es um die Suche nach der günstigsten Methode zur technisch offenbar schwierigen Verfestigung des Baugrundes unter der Museumsinsel, eine Maßnahme, die für deren weitere Sanierung erforderlich ist.
Ein Großteil der Museumsinsel ruht bekanntlich auf Pfählen aus dem 19. Jahrhundert, die stabilisiert werden müssen. Messer-Fachleute schlagen nun vor, entlang der Pfähle Stahlrohre einzubringen, in die flüssiger Stickstoff mit einer Temperatur von minus 196 Grad Celsius eingeleitet wird. Auf diese Weise sollen sich in der Tiefe zylindrische Eiskörper aus Sand und Torf bilden, die die gefährdete Statik des Untergrunds deutlich verbessern. "Die Methode, mit Stickstoff-gefrorenem Erdreich labile Baugründe zu stabilisieren, haben wir in vergleichbaren Fällen bereits mehrfach mit Erfolg praktiziert", wirbt Niederlassungsleiter Tobias Schönsee für die Offerte seines Unternehmens.
Messer Griesheim ist als Vertreiber von technischen Gasen, Gasgemischen sowie Reinst- und Edelgasen - darunter Sauerstoff, Stickstoff, Argon, Helium und Acetylen - bekannt. Bundesweit von derzeit 21 Dependancen werden diese Gase vorrangig zu Produktions- und Kühlzwecken an Abnehmer in der Industrie und im Handwerk sowie an Forschungseinrichtungen und Kliniken verkauft. In Berlin machte die Firma besonders auf sich aufmerksam, als sie vor wenigen Jahren ihren Standort aus dem West- in den Ostteil verlegte und in Adlershof einen maroden aber unter Denkmalschutz stehenden Flugzeughangar aufwändig sanierte und damit für sich und den Stadtteil rettete.
Nach Unternehmensangaben sind für die Bau- und Erhaltungsmaßnahmen an dem aus der Luftfahrt-Gründerzeit stammenden Gebäude sieben Millionen Mark investiert worden; ein Neubau hätte weit weniger als die Hälfte gekostet. Der Hangar, eine architektonische Meisterleistung, hatte vor der Wende als Chemikalienlager gedient und war dann leerstehend weiter verfallen. "Wir haben Adlershof natürlich auch ganz bewusst deshalb gewählt, weil an diesem wichtigen Wissenschafts- und Produktionsstandort mittlerweile viele unserer Kunden ansässig und kurze Wege auch beim Service nicht von Nachteil sind", sagt der Berliner Messer-Vizechef Jörg Richter. Er hatte den Vertrieb im Ostteil der Hauptstadt und in Brandenburg seit 1990 mit aufgebaut und erinnert sich noch gut an Standortsuche und -wechsel, der nach zweijährigen Arbeiten an dem Architektur-Kleinod Ende des letzten Jahrzehnts stattfinden konnte. "Etwas auch für die Erhaltung historischer Bausubstanz zu tun, das haben wir als Aufgabe und Verpflichtung gesehen."
In den Raum bietenden Hangar zogen die für Ost- und Nordwestdeutschland zuständige Messer Griesheim-Regionalleitung, das Verkaufsteam für Berlin und Brandenburg - das inzwischen rund 8000 Firmenkunden betreut - sowie eine Helium-Abfüllung und -Wiederaufbereitung und ein Gase-Center ein. Von dort aus wird Helium, das teure Edelgas aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Wyoming, an die Abnehmer in der Region geliefert. Überwiegend wird es zur Kühlung moderner Gerätetechnik verwendet, so beim Elektronenspeichering BESSY und in anderen Adlershofer Forschungsinstituten, in medizinischen Einrichtungen und bei Industriepartnern wie Siemens, Berlin-Chemie, im Stahlwerk Hennigsdorf und im BASF-Chemiewerk Schwarzheide.
Das nichtbrennbare Gas ist in den zurückliegenden Jahren nach Aussage der Fachleute immer begehrter, jedoch auch knapper und damit kostbarer geworden. Es wird aus Erdgas separiert und nur in den USA, in Russland, Algerien und vereinzelt in Polen gewonnen. "Die Anwender setzen es deshalb in technologischen Kreisläufen ein. Von Zeit zu Zeit muss es dann gereinigt werden", erläutert Schönsee eine Dienstleistung seiner Firma. Die Niederlassung des Krefelder Unternehmens verkauft jährlich etwa 200 000 Liter Helium - ein regionaler Marktanteil von 25 bis 30 Prozent - und bereitet das Meiste davon auch wieder auf.
Doch das Geschäft mit technischen Gasen ist wirtschaftlich nicht ohne Risiko: "Wir bemerken die gewisse Deindustrialisierung in Brandenburg und Berlin sofort an den Einzelbeispielen", bedauert der Diplombetriebswirt. In der Wirtschaft nötig seien wieder Optimismus und Aufbruchstimmung, wie sie etwa bis zur Mitte der 90er Jahre geherrscht hätten, meint sein Stellvertreter.
Wie im Januar bekannt wurde, sollen die Messer Griesheim- Aktivitäten in Deutschland, Großbritannien und den USA an den französischen Weltmarktführer Air Liquide übergehen. Dies könnte Mitte des Jahres der Fall sein, falls die Wettbewerbsbehörden dem zustimmen. "Auch unter geänderten Vorzeichen werden wir allen unseren Kunden wie gewohnt Qualitätsprodukte und zuverlässigen Service bieten. Das gerade hat uns für den Erwerber interessant gemacht", kommentiert Schönsee die Transaktion im Hinblick auf die Klientel des Adlershofer Gasversorgungsbetriebes.
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