Aufschlussreiche Gene
Start-up Genetek Biopharma will Sets zum Testen der DNA herstellen
Um Erbkrankheiten und Gendefekte zu erkennen, benötigen Ärzte geeignete Hilfsmittel. Das internationale Start-up Genetek Biopharma will passende Sets zum Testen der DNA herstellen. Darüber hinaus entwickelt die Firma ähnliche Produkte für forensische Anwendungen.
Laien kennen das Verfahren aus Krimis: Ein Verbrecher hat am Tatort biologische Spuren hinterlassen. Die Spuren werden ins Labor geschickt. Anhand seiner DNA kann die Polizei den Täter überführen. Für solche Zwecke werden DNA-Test-Sets verwendet. Das Start-up Genetek Biopharma GmbH hat sich zum Ziel gesetzt, entsprechende Sets (oder Kits) zu entwickeln und zu verkaufen. Die diversen Produkte sind für die genetische Analyse in den unterschiedlichsten Anwendungen gedacht.
Mit einem Teil der Kits können Kriminaltechniker zum Beispiel Vergewaltigungsfälle untersuchen oder Vaterschaftstests durchführen. Andere dienen für Anwendungen im Gesundheitsbereich. Damit sollen sich Patienten auf Erbkrankheiten und Gendefekte testen lassen. Ärzte können auf diese Weise zum Beispiel rasch Trisomie oder die Bluterkrankheit erkennen. „Unsere Firma ist eine der wenigen, die sowohl Anwendungen im Gesundheitsbereich als auch im Bereich Forensik bedienen”, sagt die indische Wissenschaftlerin Riddhi Patel nicht ohne Stolz.
Ein Kit enthält eine Reihe maßgeschneiderter Substanzen, mit deren Hilfe sich die Tests durchführen lassen. Einige der Substanzen interagieren hochempfindlich mit Gensequenzen, in denen die gesuchten Merkmale festgelegt sind.
Die beiden Laborräume der Firma wirken hell und geräumig. Patel zeigt auf einen Kühlschrank: „Da drin ist es minus 85 Grad Celsius kalt.” Bei solch extrem tiefen Temperaturen ist DNA viele Jahre lang haltbar. Nebenan testen die Mitarbeiter Cassandra Steinkraus und Alexander Grail, beide im weißen Laborkittel, ob die Verfahren für die Kits die gleichen Resultate liefern wie ein Labortest. Zunächst werden die Proben gereinigt und mithilfe bewährter Methoden wie der „Polymerase-Kettenreaktion” aufbereitet. Mit einem hochwertigen Analysegerät prüfen die Mitarbeiter am Ende, wie zuverlässig das Kit arbeitet.
Riddhi Patel betreut die wissenschaftliche Arbeit des internationalen Start-ups. Sie, die aus der indischen Provinz Gujarat stammt, hat Biochemie und Biotechnologie studiert. Hohe wissenschaftliche Expertise im Bereich Genetik steuert Professor Sirous Zeinali bei, der erste Geschäftsführer. Um die Finanzen, Personalfragen sowie das Marketing kümmert sich der zweite Geschäftsführer, Behrouz Alambeigi. Zeinali und Alambeigi haben die Firma im März 2017 gegründet. Der Labormanager Alexander Grail stieß im August hinzu.
Schon im Sommer 2018 wollen die Mitarbeiter mit dem Testen der Kits fertig sein und zur Produktion übergehen. „Für den Verkauf kommerzieller Produkte brauchen wir noch eine Zertifikation vom TÜV”, sagt Patel. Das zweijährige Verfahren wurde bereits in die Wege geleitet. Für Forschungszwecke können die Kits aber auch ohne Zertifikat verkauft werden.
In Zukunft möchten die Genetek-Mitarbeiter übrigens auch ein Produkt für gewöhnliche Konsumenten anbieten. Mithilfe eines Kits namens „Genetastic” sollen Bürger genetische Hinweise auf die persönliche Ernährung und Fitness ermitteln können. „Man könnte sich damit zum Beispiel selbst auf Laktose-Unverträglichkeit testen und den Stoffwechseltyp bestimmen”, erklärt Patel. Sie selbst sorgt auch für ihre Fitness – indem sie mit dem Fahrrad zur Firma fährt.
Von Sven Titz für Adlershof Journal