An der Schnittstelle von Start-ups und etablierten Unternehmen
Im Gespräch mit Madlen Dietrich, Innovation Scout für die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB)
Madlen Dietrich weiß, wo gute Ideen stecken und wie sie in Wirtschaftswachstum münden. Seit 2016 ist sie für die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) als Innovation Scout tätig. Ihr Augenmerk liegt auf dem digitalen Wandel. Neugier und Technikaffinität lassen die ausgebildete Kommunikationsmanagerin an der Schnittstelle von Start-ups und etablierten Unternehmen die richtigen Weichen stellen, um Ideen zu fördern und gemeinsame Projekte anzustoßen. Für die Mutter eines kleinen Sohnes ist dabei Sprache der entscheidende Erfolgsfaktor. Denn die besten Ideen lassen sich nicht verkaufen, wenn sie nicht überzeugend und verständlich übermittelt werden.
Wo finden Sie die innovativen Geschäftsideen?
Ich arbeite im Projektmanagement des Businessplan-Wettbewerbs Berlin-Brandenburg (BPW), Deutschlands größter regionaler Existenzgründungsinitiative, bin Jurymitglied verschiedener Gründerformate wie beispielsweise der Gründerwerkstatt Adlershof und auf den zahlreichen Veranstaltungen der Start-up-Szene unterwegs. Da trifft man auf viele Ideengeber.
Welche war die spannendste Gründung, die Sie betreut haben?
Jedes Jahr gibt es eine Menge guter Ideen, daran möchte ich das nicht festmachen. Vielmehr beeindrucken mich die Menschen hinter der Idee, wie sie auftreten, wie sie ihre Entwicklung präsentieren, wie sie andere dafür begeistern können. Wenn ich heute „emmy“, die roten Elektroroller zum Ausleihen von der Firma Electric Mobility Concepts, im Stadtbild sehe, freue ich mich, dass das Team erfolgreich ist. Auch die Jungs der Philosoffee GmbH begeistern mich mit ihrem Gründerspirit – obwohl ich gar keine Kaffeetrinkerin bin. Sie setzen sich mit ihrem „Cold Brew Coffee“ auf einem sehr schwierigen Terrain gegen die großen Kaffeehersteller durch.
Wie sieht es mit Ihrem Gründerspirit aus?
Ich würde selbst gern gründen, nur fehlte mir bisher noch die zündende Idee. Aktuell würde mir ein Projekt wie ein Kinderwagen mit Elektroantrieb, integrierter Beleuchtung und mobiler Stromversorgung für Flaschenwärmer und Co. einfallen, aber ich bin leider nicht der Basteltyp, der das umsetzen könnte.
Kind und Job – wie passt das bei Ihnen zusammen?
Mein Sohn ist ein halbes Jahr jung und ich arbeite in Elternteilzeit von zu Hause. Zu Veranstaltungen nehme ich ihn oft mit. Das ist in der Start-up-Szene fast selbstverständlich, gehört in der Wirtschaft aber längst noch nicht überall zur Normalität. Allerdings habe ich auch hier jüngst viele positive Beispiele erlebt. Ein Wandel ist also spürbar. Ab März kümmert sich dann der Papa um unseren Sohn. Es war von Anfang an klar, dass wir uns die Elternzeit teilen.
Woher kommt Ihr Technikinteresse?
Ich habe acht Jahre im Kommunikationsbereich einer Berliner Softwarefirma gearbeitet. Außerdem probiere ich gern neue Gadgets aus. So hab ich mir auch schon früh eine Virtual Reality-Brille zugelegt.
Was bedeutet Mut für Sie?
Die eigenen Ängste zu überwinden. Gerade beim Gründen gibt es viele Risiken: kein gesichertes Einkommen, keine geregelten Arbeitszeiten, oft ein 24/7-Job. Doch wenn jemand überzeugt ist von seiner Idee, sollte er sich auch trauen, den Sprung ins bewegte Gründerwasser zu wagen.
Welchen Rat haben Sie für Gründungswillige?
Sich immer Feedback holen. Zum Beispiel indem man sein Konzept beim BPW bewerten lässt oder sich den Fragen in Jurysitzungen stellt. Den Markt und die Zielgruppen im Blick zu haben, ist natürlich auch zentral.
Wann waren Sie das erste Mal in Adlershof?
Das ist mindestens zwölf Jahre her. Mein erster Eindruck: ein Industriegebiet ohne Kaffees und Restaurants und weit draußen. Heute hat sich das Bild gewendet. Gründer im Hightech-Bereich finden hier alles, was sie brauchen: Platz und Unterstützung zum Wachsen, Netzwerke, Talente.
Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Ich fotografiere sehr gern. Ich liebe es, Berlin zu Fuß mit der Kamera in der Hand zu erkunden. So entdeckt man oft überraschend schöne Orte, wo man sie am wenigsten erwartet hat. Als Kontrastprogramm zur Stadt lasse ich im Sommer beim Kanufahren und Schwimmen in der Feldberger Seenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern die Seele baumeln. Dort bin ich auch aufgewachsen.
Das Interview führte Sylvia Nitschke für Adlershof Journal