Adlershof Intelligence
AiBrain will vollständig autonomes künstliches Hirn entwickeln
Das kleine Unternehmen AIBrain hat Großes vor: Eine künstliche Intelligenz entwickeln, die wie der Mensch denkt, lernt, erinnert und Probleme löst. In ersten Produkten der Firma arbeitet schon das künstliche Hirn.
Richard H. Shinn musste einfach ein Unternehmen gründen. „Das gibt einem ein gewisses Gefühl von Freiheit. Und nur so konnte ich meiner Leidenschaft nachkommen, eine menschliche künstliche Intelligenz zu bauen“, erzählt er. Seit gut 30 Jahren forscht und entwickelt Shinn zum Thema künstliche Intelligenz, 2012 gründete er seine Firma AIBrain im Silicon Valley und im vergangenen Jahr bezog er Räume im Innovations- und Gründungszentrum Adlershof (IGZ) sowie im Charlottenburger Innovations-Centrum (CHIC), um von hier aus das Vertriebs-, Marketing- und F&E-Büro im europäischen Wirtschaftsraum zu etablieren.
Aus seiner Leidenschaft ist ein zukunftsträchtiges internationales Unternehmen mit weiteren Dependancen in Südkorea und China geworden, das ehrgeizige Ziele hat: „Wir wollen eine vollständig autonome KI aufbauen, die die drei wesentlichen Aspekte menschlicher Intelligenz vereinheitlicht: Problemlösung, Lernen und Gedächtnis.“ Die KI wird nicht nur ständig hinzulernen, sie wird sich auch erinnern können, daraus wiederum Schlüsse ziehen, Probleme selbst erkennen und lösen können. „In gewisser Weise ist es eine intelligente Suche nach unserem eigenen Leben. Das fasziniert mich an KI – sie bietet die Möglichkeit, menschliche Intelligenz einzufangen.“
Dieser umfassende Ansatz, den Shinn mit seinem Team verfolgt, ist das Alleinstellungsmerkmal seines „AICoRE“ genannten vollständig autonomen KI-Agenten, mit dem Sprachassistenten, Spiele und Roboter intelligent werden sollen.
Erste Produkte wenden sich vorrangig an Kinder, die, so Shinn, besonders offen für neue Technologien sind, sich leider aber auch allzu oft von wenig smarten Gadgets berieseln lassen. Dabei kann mit KI clever und smart Wissen vermittelt werden. Darauf zielt „Tyche“, ein KI-Lernspielzeug für Kinder. „Tyche“ ist ein Roboter, der weit mehr als ein beweglicher mechanischer Blechdrache ist. Mit ihm kann man sich in natürlicher Sprache unterhalten. Außerdem kann man mit seiner Hilfe eigene Roboter mit eigenen Fähigkeiten bauen. „Das wird Kinder zum Nachdenken anregen, um schließlich ihre intellektuellen Fähigkeiten zu verbessern, hoffe ich“, sagt Shinn. Der KI-Roboter für Kinder soll über Online-Marktplätze wie Amazon verkauft werden.
Außerdem steht mit „fAutonomy“ ein KI-Spieleentwicklungs-Tool in den Startlöchern, mit dem Kinder und Jugendliche auf einfache Weise ihre eigenen Video- und Handyspiele programmieren können. Und mit „DAIsy“ arbeitet AIBrain an einem Sprachlernbegleiter, mit dem man im Alltag möglichst schnell und geschliffen eine Fremdsprache erlernen kann – so, als ob man von einem einheimischen Freund unterrichtet würde. Anfangs wird „DAIsy“ nur Englisch beherrschen. Es sollen weitere Sprachen folgen, vielleicht auch Deutsch.
Davon würde dann auch Shinn bei seinen Besuchen in der Adlershofer Zweigstelle seiner Firma profitieren. Der Sprache wegen kam er jedenfalls nicht hierher. „Ich schätze den modernen Standort und die Nähe zur Humboldt-Universität“, erklärt er mit Blick auf mögliche Forschungskooperationen. Überhaupt hat es ihm Berlin angetan: „Eine wirtschaftsfreundliche Stadt mit intelligenten Leuten, Kunst und Universitäten im Zentrum Europas“, schwärmt er. Während es für ihn in den USA, Südkorea und China schwierig ist, als kleine Firma Personal zu rekrutieren, hofft er auf mehr Glück in der Hauptstadt. Zumal sich hier durchaus eine vielversprechende KI-Szene entwickele. Könnte Berlin gar ein Hotspot für KI werden? „Sicher, schließlich ist das eine großartige europäische Metropole für junge Leute aus aller Welt.“
Von Chris Löwer für Adlershof Journal