Adlershof: ein Modell für den Hightech-Standort Deutschland
Berliner Wirtschaftsrat informierte sich vor Ort
Quelle: CDU-Wirtschaftrat 3/11/2006
Die Mitglieder der Sektion Berlin des CDU Wirtschaftsrates machten sich vor Ort über den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort der Hauptstadt in Adlershof (WISTA) kundig. Vor der Veranstaltung in den Räumlichkeiten der WISTA Management GmbH konnten die Unternehmer das annähernd 420 Hektar umfassende Areal besichtigen.
Dr. Henneke Lütgerath, Sprecher der Sektion Berlin, wies auf die enormen wirtschaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten hin, in denen Berlin stecke. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Klage des Landes Berlin auf zusätzliche Gelder im Rahmen des Länderfinanzausgleiches zeige deutlich, dass die Politik des "Weiter so" des Berliner Senats nicht mehr länger hinzunehmen sei. Aus Sicht des Wirtschaftsrates stellte Lütgerath klar, dass die Stadt nur über Wachstum gesunden könne. Denn Wachstum sei notwendig, um höhere Einnahmen zu generieren. Gleichzeitig müssten die öffentlichen Ausgaben strikt kontrolliert werden. Berlin habe nicht nur ein Einnahmen- sondern auch ein Ausgabenproblem.
Erstmals sei die Zahl der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe in 2005 unter 100.000 Personen gesunken, gegenüber noch mehr als 263.000 im Jahre 1991. Während der Regierende Bürgermeister Wowereit meine, Berlin müsse seine Zukunft als post-industrielle Stadt annehmen, sei gerade der richtige Mix aus Dienstleistung, Handel und verarbeitendem Gewerbe notwendig, um in Berlin langfristig wieder mehr Menschen in Beschäftigung zu bringen.
Dabei bezog sich Lütgerath auch auf die "Hightech-Initiative" der Bundesregierung, die Bundesministerin Dr. Annette Schavan MdB beim Hauptstadtfrühstück des Landesverbandes Berlin-Brandenburg und des Bundesverbandes vorgestellt hat.
Die Diskussionsteilnehmer, darunter Hardy Rudolf Schmitz von der WISTA MANAGEMENT GmbH, Prof. Norbert Langhoff, Managing Director Institute for Scientific Instruments GmbH und Gerhard Eisenacher, Geschäftsführer der Ezconn Europe GmbH schilderten in einer Expertenrunde ihre Sichtweisen auf Adlershof und warum sie sich für diesen Standort entschieden hätten.
Prof. Langhoff betonte die geographischen Vorzüge, da er noch heute von seinen Kontakten nach Russland profitiere, die er als Wissenschaftler in der ehemaligen DDR aufgebaut habe. Deutsche und russische Forscher würden sich in ihrer Herangehensweise an Projekte gut ergänzen. Langhoff, der in seiner Zeit als Wissenschaftler in der DDR noch zusammen mit der heutigen Bundeskanzlerin und promovierten Physikerin Dr. Angela Merkel in Adlershof wirkte, zeigte sich aber skeptisch, was die Notwendigkeit der Bereitstellung von Venture Capital für Firmen wie die seinige angehe. Ein langsameres Wachstum aus eigener Kraft passe besser zur Struktur seines Unternehmens, das auf Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Röntgen-Stoff- und Strukturanalytik sowie der Röntgenkapillaroptiken tätig ist. 1993 gegründet, beschäftigt Langhoff heute über 30 Mitarbeiter.
Hardy Rudolf Schmitz, Geschäftsführer der WISTA MANAGEMENT GmbH, bestätigte als Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft des Standortes diesen Eindruck. Allgemein spiele Venture Capital in Adlershof eine eher untergeordnete Rolle, die wenigsten Unternehmen am Standort seien VC-finanziert. Dies schlage sich auch in einer geringen Insolvenzquote nieder. So sei auch die Flaute nach dem Abklingen der Gründungswelle der New Economy an Adlershof eher vorübergegangen. Ein Problem stelle für den Standort aber dar, dass das Land Berlin ab 2007 als Gebiet in der Förderungswürdigkeit herabgestuft werde, obwohl der Standort schon fast im Lande Brandenburg liege, das seinen Status aber behalte. Dies gefährde einen industriellen Neuaufbau Berlins mit wissenschaftsorientierten Wirtschaftszweigen.
Gerhard Eisenacher, Geschäftsführer des auf die Herstellung von Infrastrukturelementen für die Kommunikationselektronik spezialisierten Unternehmens EZconn Europe GmbH lobte die internationale Ausrichtung des Standortes. Von Berlin aus würden auch weitere Standorte, unter anderem in Tschechien, betreut. Klar sei aber, dass in einem internationalisierten Marktumfeld jeder einzelne Standort die lokalen Löhne, Abgaben und sonstigen Standortkosten rechtfertigen müsse. Dies gelinge, weil man sich am Standort Berlin-Adlershof auf Kernkompetenzen unter anderem in der Entwicklung konzentriere.
Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Markus Rosenthal, Landesvorsitzender des Juniorenkreises Berlin-Brandenburg.