999 Unternehmen plus eins
Das US-Start-up Simpirica Spine ist das 1.000ste Unternehmen im Technologiepark
Simpirica Spine hat Anfang 2014 seine Zelte im Adlershofer Zentrum für Biotechnologie und Umwelt aufgeschlagen. Von hier aus organisiert es den Vertrieb eines neuartigen Implantats zur Stabilisierung von alternden Wirbelsäulen.
Frühlingssonne fällt in den Besprechungsraum im Adlershofer Zentrum für Biotechnologie und Umwelt (ZBU). Michael Splitt greift zu den Wirbelsäulenmodellen. „So wurde es bislang gemacht“, sagt der Deutschlandchef der Simpirica Spine Inc. und zeigt ein Modell der unteren Wirbelsäule. Vier Schrauben sind in die Wirbelkörper getrieben, verbunden durch beängstigend robuste Metallstäbe. Sie sollen den Druck von Bandscheibe und Wirbelgelenken nehmen.
Bewegung limitieren statt Gelenke versteifen
Das US-Start-up Simpirica Spine, das Anfang 2014 ins ZBU zog, hat eine elegante Alternative zu dieser Wirbelfixierung. Splitt führt sie am zweiten Modell vor. Statt der Verschraubung ist hier ein weißes Polyethylen-Band um die Wirbelkörper gelegt. Es verbindet zwei Titanfedern, die das Wirbelsegment stabilisieren. „Das Segment bleibt beweglich, doch die Federn wirken Bewegungsausschlägen entgegen, die bei Patienten nach Wirbelsäuleneingriffen schmerzhafte Symptome auslösen können“, erklärt er. Wer Wirbelsegmente fixiert, bürdet deren Funktion zwangsläufig den darunter- und darüberliegenden Segmenten auf. Doch die sind bei vielen Betroffenen nicht mehr in der Lage, die Zusatzaufgabe zu übernehmen. Schmerzen und Folgeoperationen sind die Folge.
Die Idee, Bewegung zu limitieren, statt Gelenke zu versteifen, hat einen weiteren Vorteil: Beim Implantieren des „LimiFlexTM Paraspinous Tension“-Bandes müssen keine Schrauben in den Knochen getrieben werden. Binnen 15 Minuten ist das Federband um die Wirbelkörper gelegt.
Implantat in 60 deutschen Kliniken eingesetzt
Das 2006 gegründete Start-up ist eine Ausgründung der Stanford University. Das neuartige Implantat des Unternehmens nahm seinen Anfang als Beitrag zu einem Ingenieur-Wettbewerb. Nach Prototypen, Probandentests und Zertifizierung treibt Simpirica Spine die Vermarktung nun in Deutschland und Europa voran; die Chirurgen seien Innovationen hier aufgeschlossener gegenüber als in den USA, sagt Splitt. „Schon in 60 deutschen Kliniken wird unser Implantat eingesetzt“, berichtet er. Das seien zehn Prozent der Kliniken, die hierzulande Wirbelsäulen operieren. In diesem Jahr würden voraussichtlich schon 1.200 Patienten mit LimiFlexTM versorgt.
In Adlershof bereitet Splitt die Erschließung weiterer europäischer Märkte vor. Schon bald sollen sich die Räume im schmucken ZBU mit Leben füllen. „Wir sind auch nach Adlershof gekommen, weil hier die Perspektive für Wachstum stimmt“, sagt er. Seine US-Kollegen seien wie er selbst vom Campus angetan. „Der Adlershofer Spirit hat sich sofort auf uns übertragen“, berichtet Splitt. Er sei gespannt, welche Kontakte zu den 999 Nachbarn sich in der Zukunft noch ergeben.
Adlershofer Mosaik der Innovationen
Mit seiner Unterschrift unter den Mietvertrag hat Splitt lautlos und ohne es selbst zu wissen eine Schallmauer durchbrochen. Simpirica Spine ist das 1.000ste Unternehmen im Technologiepark Adlershof. Im Jahr 2013 hat die WISTA 95 Firmenabgänge und 120 Zugänge verzeichnet. Der Saldo von 25 Unternehmen trieb die Gesamtzahl auf 996. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die 1.000 voll sein würde. Insgesamt arbeiten nun über 15.500 Menschen in Adlershof, die einen Gesamtumsatz von über 1,8 Mrd. Euro erwirtschaften. Und es ist kein Ende des Aufwärtstrends in Sicht. Das Adlershofer Mosaik der Innovationen wird weiterwachsen – mit jeder Firma und jedem neuen Mitarbeiter.
Von Peter Trechow für Adlershof Journal