25 Jahre Synchrotronstrahlung
Bessy feiert Geburtstag
Aus einer Schmelze lässt sich durch behutsames Abkühlen ein Kristall züchten. Ein langsamer Prozess, der beschleunigt werden kann, wenn ein Kristallisationskern in der Schmelze ist, an dem sich die Atome in regelmäßiger Ordnung anlagern. Ein solcher Kristallisationskern sollte Anfang der 90er Jahre der Berliner Elektronenspeicherringgesellschaft für Synchrotronstrahlung m. b. H. (BESSY) für die ehemaligen Institute der Akademie der Wissenschaften der DDR in Adlershof sein: BESSY, für deren geplanten neuen Speicherring man gerade über einen geeigneten Standort diskutierte, schien, dank der zahlreichen Nutzer aus unterschiedlichen Instituten und Disziplinen, der geeignete »Mittelpunkt« zu sein, um den Aufbau neuer Strukturen zu beschleunigen.
Neues Domizil
Damals existierte BESSY bereits mehr als zehn Jahre. Der erste Speicherring ging 1981 in Berlin Wilmersdorf in Betrieb. Schnell kam es von Forschungsseite zu immer höheren Anforderungen an Intensität, Leuchtdichte und spektraler Auflösung, die BESSY an seine Grenzen stoßen ließen, so dass es schon bald Überlegungen für einen neuen Speicherring gab. Eine erste Studie trägt das Datum Dezember 1986. Während der folgenden Jahre, offen: Wo sollte der neue, erheblich größere Speicherring gebaut werden? In dem räumlich beengten Berlin stellte dies ein nicht leicht zu lösendes Problem dar. So gab es unter anderem Pläne für eine unterirdische Anlage in Wilmersdorf, die aber wegen Widerständen der Anwohner kaum durchsetzbar schienen. Der Fall der Mauer und damit verbunden die Idee für einen Standort in Adlershof war deshalb auch ein Glücksfall für BESSY, zumal sich mittlerweile auch andere Bundesländer für dieses Großgerät interessierten. Im Juli 1992 gab es schließlich grünes Licht für BESSY II und nach mehrjähriger Vorbereitungs- und Bauzeit leuchtete 1998 erstmals die »hellste Lampe« in Adlershof.
Enge Verflechtungen
Heute, 25 Jahre nach der Gründung von BESSY und nach sechs Jahren Betrieb im Adlershofer Wissenschaftspark zeigt sich, dass die Vision von BESSY als Kristallisationskern aufgegangen ist: So kamen mit BESSY auch ein Labor der Physikalisch Technischen Bundesanstalt (PTB) nach Adlershof. Ebenso hat sich ein Teil des BMBF-Leitprojektverbundes Proteinstrukturfabrik auf dem Gelände niedergelassen und betreibt bei BESSY eine eigene Beamline zur Strukturanalyse von Proteinen. Es gibt vor Ort Kooperationen mit der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, dem Hahn-Meitner-Institut und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. Auch das Institute for Analytical Sciences (ISAS) sowie das Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie – beide aus der Akademie der Wissenschaften hervorgegangen – profitieren von der räumlichen Nähe.
Und der Kristall wächst immer noch: Mit dem Spatenstich am 24. September 2004 beginnt die PTB in Zusammenarbeit mit BESSY mit dem Bau eines neuen kompakten Speicherrings, der »Metrology Light Source« – eine Art »modernes BESSY I« – die als europäisches Zentrum der Metrologie mit Synchrotronstrahlung und zur hochgenauen Vermessung von optischen Komponenten für die Chiptechnologie der Zukunft dienen soll. BESSY selbst plant ein neues Großgerät – einen Freien Elektronen Laser – der UV- und Röntgenlicht in nie zuvor erreichter Qualität liefern wird. Beides wird die Anziehungskraft des Standorts Adlershof weiter erhöhen.
Kontakt:
Gabriele André
Tel.: 6392-4922
E-Mail: gabriele.andre(at)bessy.de
Pressestimmen:
- DIE WELT - 22.09.2004
- Der Tagesspiegel - 23.09.2004
- Berliner Zeitung - 24.09.2004