Page 18 - Adlershof Journal Mai/Juni 2017
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MEDIEN
Als die Geschäfte schlechter gingen, starteten Frank Machel und
Markus Mörtz ihr „Mutterschiff“ in Eigenregie. „Von der Ausbil-
dung in die Selbstständigkeit“, schmunzelt Mörtz.
Ganz einfach ist die Arbeit nicht immer. Jeder Musiker ist
anders. Einer vertraut auf das Können und die Ideen des Duos,
lässt Spielraum und Freiheiten, andere haben eigene Vorstellun-
gen bis ins kleinste Detail. Je mehr Leute an einem Projekt betei-
ligt sind, desto schwieriger werde es. Da sei Fingerspitzengefühl
gefragt. „Viele Köche ...“, sagt Machel, „aber wir verstehen uns
als Dienstleister.“
Der Spagat ist bislang gut gelungen. Im Sommer geht es auf
die nächste Silbermond-Tournee, Heavy-Metal-Fan Machel freut
sich auf das „With Full Force”-Festival, dessen Konzertfilme seit
langem im Mutterschiff entstehen. „Wir kommen ja aus dem
Metal-Sumpf“, witzelt Machel, „aber in letzter Zeit sind wir
etwas ins Poppige abgedriftet.“
Der „dunkle Tenor“ ist da wohl die ideale Mischung. Rock und
Pop meets Klassik – ein amerikanischer Tenor, der in „Game of
Thrones“- und „Assassins Creed“-Optik auftritt und populäre
Melodien aus Opern und Sinfoniekonzerten mit Popmusik ver-
bindet. „Da hatten wir totale Narrenfreiheit, waren von Anfang an
dabei“, erzählt Markus Mörtz, „haben uns Filme, Trailer und
Webisoden ausgedacht und in der Berliner Malzfabrik gedreht.“
Und dann gebe es da noch die Familienband, die ein Comeback
plant. „Das wäre mal etwas ganz anderes“, sagt Machel. Mehr
darf er noch nicht preisgeben. rb
Die zwei Videoprofis Frank Machel (l.) und Markus Mörtz in ihrem Studio in Adlershof
DAS MUTTERSCHIFF ANZEIGE
Schon in der in seiner Schulzeit hat Markus Mörtz Vorträge, die er halten sollte, als Film abgeliefert. Die Leiden-
schaft für Fotografie und das bewegte Bild hat er von seinem Vater geerbt. Auch Frank Machel ist in seiner
Familie mit dem „Filmvirus“ infiziert worden – von einem Onkel, der Konzertfilme drehte. Heute sind Mörtz und
Machel das „Mutterschiff“ für eine große Musiker- und Künstlerfamilie, deren Konzertfilme oder Musikvideos
sie produzieren. Sie touren mit Gruppen wie „Silbermond“, haben Rapper Bushido, das Pop-Avantgarde-Duo
„Ich & Ich” oder die britische Gesangsnaturgewalt „Florence + the Machine” ins Bild gesetzt.
s sind ehrwürdige Räume, aus denen früher der DDR- Kennengelernt haben sich beide bei der Berliner Firma PH-Wert,
ERundfunk sendete und in denen nach der Wende die Berliner die Livemusik und Sportevents aufzeichnete. Gern erinnern sie
Popband „Bell, Book & Candle” ihren Hit „Rescue me“ einspiel- sich an diese Zeit. Viel gelernt hätten sie dort. Unter anderem
te. Hier in den alten Tonstudios in der Adlershofer Medienstadt vom vielfach preisgekrönten Regisseur Russell Thomas, der mit
haben Markus Mörtz und Frank Machel ihr Studio „Mutterschiff Künstlern wie Beyonce, Robbie Williams oder Katy Perry arbei-
Film“, in dem Konzertvideos, Live-Musikaufzeichnungen, Fern- tet. Ein Projekt führte sie damals sogar bis nach Dubai, wo ein
sehbeiträge oder Webisoden entstehen – von der Dramaturgie schwerreicher Bauunternehmer seinen Frauen ein Rockfestival
bis zum Endschnitt. Nicht ohne Grund trägt ihre Firma den zum Geburtstag geschenkt hatte. Das „Dubai Dessert Rock Festi-
Namen „Mutterschiff“. Mit vielen ihrer Künstler und Partner, val“, sollte filmisch festgehalten werden. Eine Freude für Machel,
seit Jahren treu, verbindet sie inzwischen ein freundschaftli- früher selbst Musiker in diversen Bands und Heavy-Metal-Fan,
ches Verhältnis. „Wir sind ein altes Raumschiff, ein Mutterschiff, denn „hier gab es nur das Beste“: von Muse bis Iron Maiden.
in dem die Leute gern zusammenkommen, wie zum Familien- „Klein anfangen“, erinnert sich Mörtz, „wollten die nicht.“ Die
treffen. Es muss menschlich stimmen“, sagt Mörtz, „manchmal DVD zum Festival ist dennoch nie erschienen. Die Auftragge-
hängt man gerade auf Tourneen tagelang aufeinander.“ ber hatten sich nicht um die Urheberrechtsfragen gekümmert.
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