Page 19 - Adlershof Journal Mai/Juni 2017
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MEDIEN



        Als die Geschäfte schlechter gingen, starteten Frank Machel und
        Markus Mörtz ihr „Mutterschiff“ in Eigenregie. „Von der Ausbil-
        dung in die Selbstständigkeit“, schmunzelt Mörtz.

        Ganz  einfach  ist  die  Arbeit  nicht  immer.  Jeder  Musiker  ist
        anders. Einer vertraut auf das Können und die Ideen des Duos,
        lässt Spielraum und Freiheiten, andere haben eigene Vorstellun-
        gen bis ins kleinste Detail. Je mehr Leute an einem Projekt betei-
        ligt sind, desto schwieriger werde es. Da sei Fingerspitzengefühl
        gefragt. „Viele Köche ...“, sagt Machel, „aber wir verstehen uns
        als Dienstleister.“
        Der  Spagat  ist  bislang  gut  gelungen.  Im  Sommer  geht  es  auf
        die nächste Silbermond-Tournee, Heavy-Metal-Fan Machel freut
        sich auf das „With Full Force”-Festival, dessen Konzertfilme seit
        langem  im  Mutterschiff  entstehen. „Wir  kommen  ja  aus  dem
        Metal-Sumpf“,  witzelt  Machel,  „aber  in  letzter  Zeit  sind  wir
        etwas ins Poppige abgedriftet.“

        Der „dunkle Tenor“ ist da wohl die ideale Mischung. Rock und
        Pop meets Klassik – ein amerikanischer Tenor, der in „Game of
        Thrones“-  und  „Assassins  Creed“-Optik  auftritt  und  populäre
        Melodien aus Opern und Sinfoniekonzerten mit Popmusik ver-
        bindet. „Da hatten wir totale Narrenfreiheit, waren von Anfang an
        dabei“,  erzählt  Markus  Mörtz,  „haben  uns  Filme,  Trailer  und
        Webisoden ausgedacht und in der Berliner Malzfabrik gedreht.“
        Und dann gebe es da noch die Familienband, die ein Comeback
        plant. „Das wäre mal etwas ganz anderes“, sagt Machel. Mehr
        darf er noch nicht preisgeben.   rb


 Die zwei Videoprofis Frank Machel (l.) und Markus Mörtz in ihrem Studio in Adlershof

 DAS MUTTERSCHIFF                                                                                          ANZEIGE







 Schon in der in seiner Schulzeit hat Markus Mörtz Vorträge, die er halten sollte, als Film abgeliefert. Die Leiden-
 schaft für Fotografie und das bewegte Bild hat er von seinem Vater geerbt. Auch Frank Machel ist in seiner
 Familie mit dem „Filmvirus“ infiziert worden – von einem Onkel, der Konzertfilme drehte. Heute sind Mörtz und
 Machel das „Mutterschiff“ für eine große Musiker- und Künstlerfamilie, deren Konzertfilme oder Musikvideos
 sie produzieren. Sie touren mit Gruppen wie „Silbermond“, haben Rapper Bushido, das Pop-Avantgarde-Duo
 „Ich & Ich” oder die britische Gesangsnaturgewalt „Florence + the Machine” ins Bild gesetzt.




 s  sind  ehrwürdige  Räume,  aus  denen  früher  der  DDR-   Kennengelernt haben sich beide bei der Berliner Firma PH-Wert,
 ERundfunk sendete und in denen nach der Wende die Berliner   die Livemusik und Sportevents aufzeichnete. Gern erinnern sie
 Popband „Bell, Book & Candle” ihren Hit „Rescue me“ einspiel-  sich an diese Zeit. Viel gelernt hätten sie dort. Unter anderem
 te. Hier in den alten Tonstudios in der Adlershofer Medienstadt   vom vielfach preisgekrönten Regisseur Russell Thomas, der mit
 haben Markus Mörtz und Frank Machel ihr Studio „Mutterschiff   Künstlern  wie  Beyonce,  Robbie Williams  oder  Katy  Perry  arbei-
 Film“,  in  dem  Konzertvideos,  Live-Musikaufzeichnungen,  Fern-   tet. Ein Projekt führte sie damals sogar bis nach Dubai, wo ein
 sehbeiträge oder Webisoden entstehen – von der Dramaturgie    schwerreicher  Bauunternehmer  seinen  Frauen  ein  Rockfestival
 bis  zum  Endschnitt.  Nicht  ohne  Grund  trägt  ihre  Firma  den    zum Geburtstag geschenkt hatte. Das „Dubai Dessert Rock Festi-
 Namen  „Mutterschiff“.  Mit  vielen  ihrer  Künstler  und  Partner,    val“, sollte filmisch festgehalten werden. Eine Freude für Machel,
 seit  Jahren  treu,  verbindet  sie  inzwischen  ein  freundschaftli-  früher selbst Musiker in diversen Bands und Heavy-Metal-Fan,
 ches Verhältnis. „Wir sind ein altes Raumschiff, ein Mutterschiff,   denn „hier  gab  es  nur  das  Beste“:  von  Muse  bis  Iron  Maiden.
 in dem die Leute gern zusammenkommen, wie zum Familien-  „Klein  anfangen“,  erinnert  sich  Mörtz, „wollten  die  nicht.“  Die
 treffen. Es muss menschlich stimmen“, sagt Mörtz, „manchmal   DVD  zum  Festival  ist  dennoch  nie  erschienen.  Die  Auftragge-
 hängt man gerade auf Tourneen tagelang aufeinander.“   ber hatten sich nicht um die Urheberrechtsfragen gekümmert.




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