Page 11 - Adlershof Journal Mai/Juni 2017
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NETZWERKE Digitale Zwillinge: 3D-gedruckte
Figuren made by Botspot
ÜBER DEN
TELLERRAND
M, S, XS – lieber drei Größen bestellen, damit hoffentlich eine
passt. So läuft es häufig beim Onlinekleiderkauf über Zalando
& Co. Viel zu umständlich und eine Vergeudung von Ressour-
cen – an Zeit, Transportkapazitäten und Arbeitskraft. Das findet
Manfred Ostermeier, Geschäftsführer der 2013 gegründeten Thomas Strenger (l) und Manfred Ostermeier mit der 3d-Figur von Paralympicstar
Firma Botspot. Wenn es nach ihm geht, sollen Kunden künftig Heinrich Popow, Sprintweltmeister und Paralympicsieger im Weitsprung
mit ihrem Avatar online shoppen gehen, einem genau vermes-
senen virtuellen 3D-Abbild ihrer selbst. Nach einem Unternehmensbesuch werden die Studierenden in der
Workshopphase von Experten aus dem Design Thinking gecoacht,
beim Brainstorming, thematischen Konzentrieren und Erweitern,
ie Scanner- und Softwaretechnologie dafür entwickelt Botspot. Erarbeiten von Lösungsansätzen und Prototyping. Und schließlich bei
DMenschen ebenso wie Turnschuhe, Maschinenteile oder sogar der Präsentation der Ergebnisse und der Projektdokumentation. So
ganze Autos werden in einer 360-Grad-Kabine vermessen. Sie ist mit gewinnen die Studierenden Praxiserfahrung – und werden dafür mit
sechzig bis achtzig Kameras ausgestattet. Aus deren unterschied- Credit-Punkten belohnt.
lichen Blickwinkeln lässt sich ein sehr genaues räumliches Abbild
berechnen. Auch für Botspot stand der Austausch mit den jungen Leuten im
Vordergrund: „Für uns war es wichtig, die Kontakte zur HTW Berlin
Wie die Nutzung von Avataren in die bisherigen Geschäftsabläufe der zu vertiefen, uns auch in der Ausbildung zukünftiger Fachkräfte zu
Kleidungsanbieter integriert werden kann und welche Vorteile sich engagieren und Studierende kennenzulernen, vielleicht sogar als
aus einer solchen Geschäftsidee für die Anbieter von 3D-Scannern potenzielle neue Mitarbeiter“, sagt Ostermeier. Denn das wachsende
ergeben können, das hat Botspot von sechs Studierenden unterschied- Unternehmen hat es – wie zurzeit viele andere auch – nicht leicht,
licher Disziplinen im Rahmen der Innovationswerkstatt Schöneweide gut qualifizierten Nachwuchs zu finden.
untersuchen lassen.
„Außerdem profitieren wir sehr von dem interdisziplinären Charak-
Dieses Format wurde gemeinsam von der WISTA-MANAGEMENT ter der Innovationswerkstatt“, betont Ostermeier. Die 3D-Vermes-
GMBH (WISTA) und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW sung wird in vielen Branchen gebraucht, zur bloßen Visualisierung in
Berlin) entwickelt, um Industrie und Forschung regional besser mit- Computerspielen ebenso wie bei der Präsentation neuer Sneaker
einander zu vernetzen. „Unternehmen brauchen Innovationen, und eines Sportartikelherstellers, aber auch bei der Entwicklung von
dafür fehlt es gelegentlich an zeitlichen und personellen Ressourcen, Autoteilen oder in der Medizin, zum Beispiel zur Hautkrebsfrüher-
frischen Ideen und Kontakten zu externer Expertise“, weiß Daniela kennung. „Durch den intensiven Austausch etwa mit Studierenden
Lange von der WISTA aus vielen Gesprächen mit Unternehmen vor der Textiltechnik haben wir die besonderen Anforderungen dieser
Ort. Die Innovationswerkstatt Schöneweide bietet hierfür einen kre- Branche noch besser kennengelernt und können unsere Technologie
ativen Raum mit der HTW Berlin als Pool für anwendungsorientierte so noch passgenauer entwickeln.“
forschungsnahe Expertise auf professoraler wie studentischer Ebene
und der WISTA als zentraler Schnittstelle: „Wir entwickeln mit den Un- Weiterentwickeln will sich auch das Format Innovationswerkstatt
ternehmen die Fragestellung, die später bearbeitet werden soll, über- Schöneweide. „Durch die Bildungsprojektförderung der Berliner
nehmen das passgenaue Matching zu den HTW-Fachbereichen und Wirtschaft ist die Finanzierung für die nächsten zwei Jahre gesichert,
diese stellen die interdisziplinären Studierendenteams zusammen“, jetzt sind wir dabei, Konzepte für die Verstetigung zu entwickeln“,
erläutert Lange. In dem auf einige Wochen beschränkten Projekt berichtet Lange. Bereits jetzt sei man – dem Namen zum Trotz –
arbeiten sie als Gruppe an der Hochschule, stehen aber in engem offen für Unternehmen aus ganz Berlin, die thematisch zum Ange-
Austausch mit dem Unternehmen und den Professoren. bot der HTW Berlin passen. Künftig wolle man das erweitern und die
Expertise weiterer Berliner Hochschulen ins Boot holen. ud
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