Page 15 - Adlershof Journal Juli/August 2017
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FORSCHUNG
„Josefin ist unsere achte weibliche Auszubildende“, freut sich
Lendt, die selbst gestandene Laborantin ist. Immerhin gut ein
Fünftel der Beschäftigten am MBI sind Frauen, eine Wissen-
schaftlerin mit Leitungsaufgaben am Institut gibt es allerdings
derzeit nicht. Seit 1995 bildet das MBI alle zwei Jahre zwei
Physiklaboranten aus. Eigentlich sei ein Realschulabschluss Vor-
aussetzung für die Ausbildung. Doch „in der Regel bestehen nur
noch Abiturienten oder Studienabbrecher unseren Einstellungs-
test“, kommentiert Regina Lendt das gesunkene Lernniveau der
Bewerber. Nur Spaß am Experimentieren genüge nicht. Gefragt
werde nach dem Schulstoff der 9. Klasse, hauptsächlich nach
mathematischem Handwerkszeug wie Wurzeln ziehen, Poten-
zen und Logarithmen berechnen. Chemie sei bei fast allen un-
geliebt. Ganz wichtig sind auch Englischkenntnisse, denn am Lendt ist optimistisch, auch in diesem Jahr wieder einen der zwei
MBI arbeiten Mitarbeiter aus 23 Nationen. Das Institut betreibt Ausbildungsplätze weiblich zu besetzen. Sie hat die Bewerber
Grundlagenforschung und hat sich weltweit bei der Erforschung bereits in Augenschein genommen, die Abschlussgespräche
chemisch-physikalischer Prozesse mittels ultrakurzer Laserblitze laufen zurzeit. Insgesamt seien die Bewerberzahlen rückläufig.
einen Namen gemacht. Für die Gewinnung künftigen Nachwuchses hat sich das MBI mit
ein paar Schulen vernetzt.
Auch Josefin ist Studienabbrecherin. Gerüstet mit den Abitur-
leistungskursen Mathematik und Physik erschien ein Physik- Über die Zukunft macht sich Josefin keine Sorgen. Unmittelbar
studium für sie eine logische Konsequenz. Nach sieben Semes- nach ihrer Ausbildung will sie noch die Zusatzqualifikation zur
tern an der Technischen Universität in Berlin zog sie allerdings Physikalisch-technischen Assistentin machen und mit einem
die Reißleine: „Das war mir alles viel zu theoretisch.“ Und dann? Auslandsjahr in Frankreich liebäugelt sie auch. Wenn am MBI
„Etwas mit Physik wollte ich ja auf jeden Fall machen, so viel anschließend keine Laborantenstelle frei sein sollte, sind die
stand für mich fest“, sagt sie. Eine Ausbildung als Physiklabo- Chancen groß, bei einem MBI-Ausbildungsverbundpartner be-
rantin oder Fluggerätemechanikerin kam infrage. Die Entschei- ruflich einzusteigen. „Unsere Azubis sind gefragt“, sagt Regina
dung fiel dann für ersteres und zugunsten des MBI. Den Stand- Lendt stolz und erwähnt, dass schon der ein oder andere Aus-
ort Adlershof kannte Josefin vom Vorbeifahren. Sie ist im nahen bildungspreisträger aus dem Institut kam. Außerdem gäbe es in
Erst die Schutzbrille auf, dann kann es mit dem Experimentieren los gehen: Josefin Fuchs vor einem Laserversuchsaufbau Bohnsdorf aufgewachsen. Dass sie sich am MBI wohlfühlt, merkt Berlin nur noch ganz wenige Betriebe, die überhaupt Physiklabo-
man ihr an. ranten ausbilden. sn
Das Labor als ANZEIGE
zweites Zuhause
Wie Josefin Fuchs mit Neugier, Experimentierfreude und
Akribie ihre Ausbildung zur Physiklaborantin am Adlershofer
Max-Born-Institut meistert
Josefin Fuchs liebt Physik. „Ich war schon in der 9. Klasse ein tische Ausbildung findet nicht nur am MBI statt, sondern auch
Exot“, sagt sie, denn das Fach ist bei den meisten Mädchen der bei Verbundpartnern wie etwa dem Berufsbildungszentrum
Oberstufe nicht sehr beliebt. Was ist so toll an Physik? „Physik ist Chemie (bbz) oder der FMB Feinwerk- und Messtechnik GmbH.
logisch“, so Josefins spontane Antwort. Die sympathische 27-Jäh- Ein Mikrocontrollerpraktikum am Helmholtz-Zentrum Berlin Wenn Ihr Business an Platzmangel laboriert: Jetzt anrufen
rige ist angehende Physiklaborantin am Max-Born-Institut für Wannsee sei auch noch im Plan.
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Im September beginnt sie ihr drittes Lehrjahr. Das Labor ist quasi „Mir macht alles Spaß, was klappt“, sagt Josefin und erklärt be- mit der Ausstattung, die Sie brauchen.
ihr zweites Zuhause. Wenn sie nicht in der Berufsschule ist, heißt geistert, wie sie zum Beispiel aus einem rechteckigen Metallklotz
es Schutzbrille aufsetzen, Versuche aufbauen, durchführen und in zwei Tagen Arbeit den Kern einer zylindrischen Spule herge-
auswerten. Die Ausbildungsbandbreite ist dabei enorm: Vom stellt hat. Eine andere Aufgabe war, herauszufinden, welche Wel-
Chemiepraktikum über die Metallbearbeitung, ein Vakuumprak- lenlängen in einer Spektrallampe drin sind. Das setzt viele Mess-
tikum, technisches Zeichnen, Laserversuchsaufbauten bis hin zur reihen voraus. Regina Lendt, Ausbildungsbeauftragte am MBI, lobt
Elektrotechnik hat sie schon in den verschiedensten Bereichen Josefins Selbständigkeit und schiebt gleich hinterher, dass
hineingeschnuppert. Dabei kommt sie viel herum, denn die prak- Geduld und Sorgfalt unabkömmlich im Laborantenberuf sind.
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