Page 14 - Adlershof Journal März 2014
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MEDiEnMEDiEn Medien Werkzeug der Synchronsprecher: Mikrofon im Efendi Tonstudio Zu dieser Zeit hat Ethem Bozkurt ge- Hörern und Werbekunden. Bozkurt pro- rade sein Diplom als Toningenieur er- duziert für sie Audiospots in türkischer halten. Bozkurt kommt aus der Musik- Sprache. Ein voller Erfolg, denn Bozkurt ecke. „Kanacks with Brain“ heißt seine produziert in Istanbul. Die Auswahl tür- Band, die er mit Freunden 1992 grün- kischer Sprecher in Berlin ist begrenzt. det. 15 Jahre ist er da, will polarisieren, Schnell hören sich Werbespots im Radio macht Rap-Musik, die aber zumindest sehr ähnlich an. Bozkurt schickt seine in Deutschland kein Label produzie- Sprecher – meist bekannte türkische ren will. Also putzt die Band Klinken in Schauspieler – in Istanbul ins Studio. Für Istanbul. Eine Plattenfirma wagt das den Sender arbeitet Bozkurt auch heute Experiment und es folgen Radio- und noch regelmäßig. Aber das ist nur ein Fernsehauftritte. „Kohle haben wir kleiner Teil seiner Arbeit. Inzwischen ge- mit unserer Musik trotzdem nicht ge- hören Hörbuchproduktionen dazu, wie macht“, resümiert Bozkurt. Was bleibt, das mit dem Hörspielpreis „Ohrkanus“ sind ein Eintrag im Musiklexikon in der ausgezeichnete Hörbuch „Moldin, der Rubrik Protestkultur, der CD-Sampler Zauberlehrling“, Musikproduktionen, „Von Oi bis Türkü“ für den Schulge- Tonbearbeitung für Zeichentrickserien brauch und die Liebe zum Ton und zur wie „Batman“, Sounddesign für Filme Tontechnik. Als die Band auseinander- oder Synchronisationen: wie die der geht, beginnt Ethem Bozkurt sein Stu- Scorsese-Dokumentation über George dium zum Toningenieur. Harrison oder die Bagdad-Bahn und den Mauerfall. Die verschiedensten Themen Eine seiner ersten Stationen im „Ton- kommen hier auf den (Ton-)Tisch. „Syn- Ethem Bozkurt in seinem Tonstudio Efendi audio Solutions Business“ ist der Berliner Radiosender chron bildet“, sagt Bozkurt deshalb mit Basteln für nitore stehen vor einem speziell angefertigten Schreib- anzeige Metropol-FM mit vielen türkischen einem Lächeln. rb Ethem Bozkurts Studio ist nicht sehr groß. Drei Mo- tisch, in und um den jede Menge Technik eingebaut ist. Erwachsene Player, Verstärker, Rechner, Lautsprecherboxen. Von die- sem Pult aus blickt man durch eine Scheibe in die Spre- cherkabine. Die hat einen „schwimmenden Boden“, re- flektionsarme Wände und Absorber. In der Mitte stehen ein Pult, ein Mikrofon, ein Hocker, davor ein Bildschirm und die Aufnahmelampe. „Mehr braucht es nicht“, sagt Bozkurt. Maximal vier Leute arbeiten hier: der Regisseur, der Cutter, der Toningenieur und der Sprecher. Sie achten bei den Aufnahmen BruceWillisundNicolasCageunter- darauf, dass die Dialoge „mundgerecht“ sind, „die Labiale passen“, haltensichüberJoggingschuhe?Auf also konform mit den Lippenbewegungen gesprochen wird, „ob es einemFlurinJohannisthal?Ethem soundtechnisch sauber klingt“. „Das ist Basteln für Erwachsene“, sagt BozkurtglaubtseinenOhrennicht,als Bozkurt und fügt hinzu: „Sprechen ist eine größere Herausforderung ersicheinenKaffeeausderKücheauf als vor einer Kamera zu spielen.“ jenemJohannisthalerFlurholt.Darfer Johannisthal, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Technologiepark, auchnicht.DenndieStimmengehören hat eine sehr lange Filmtradition. Der ehemalige Flugplatz brauchte ManfredLehmannundMartinKessler– eine neue Beschäftigung nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ver- dendeutschenStimmenderSchau- sailler Vertrag. Flugzeughangars wurden zu Filmateliers. Deutsch- spieler,diezueinerSynchronaufnahme lands erste Regisseurriege dreht „Nosferatu“, „Dr. Mabuse“ und „Mut- imGebäudesind.DerartigeHör-Erleb- ter Krausens Fahrt ins Glück“. Wir bringen Ihre Innovation ins Rollen. nissehatBozkurtoft,denninseinem In den Filmateliers produzierte Wolfgang Staudte den ersten gesamt- Mit unseren passgenauen Finanzierungslösungen sind Sie TonstudioEfendiAudioSolutionsgibt deutschen Nachkriegsfilm „Die Mörder sind unter uns“ und die „Gruppe bestens aufgestellt. Unsere Berater freuen sich auf ein Gespräch. sichdieHollywoodprominenz–zumin- Johannisthal“ der DEFA „Jakob der Lügner“ – einzige DDR-Produktion, die deststimmlich–dieKlinkeindieHand. als bester fremdsprachiger Film je für den Oscar nominiert war. Ab 1952 Sprechen Sie uns an: Telefon: 030 / 2125-4747 AuchSamuelL.Jackson–Engelbert entstand hier das DEFA-Studio für Synchronisation, in dem bis 1989 über E-Mail: wachsen@ibb.de 7.000 Spielfilme und Serienfolgen synchronisiert wurden. Nach mehr www.ibb.de/wachsen vonNordhausen–warschonda. als 85 Jahren ist auf dem Gelände im Jahr 2004 erst einmal Schluss. Als Teil der Kirch-Gruppe stellt die Johannisthal Synchron den Betrieb ein. 120903_IBBanz_adlershofj_185x121.indd 1 11.02.13 12:36 12 ADLERSHOF JOURNAL März/April 2014 13
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