Page 7 - Adlershof Journal Mai/Juni 2014
P. 7

Optische Hochleistungssysteme für Sojus-Missionen

Die Wurzeln reichen bis in die 1950er-Jahre zurück. Seit 1958 richten Forscher in Adlershof ihren Blick auf die Galaxis – mit einem Radioteleskop von 36 m Durchmesser. Aus einem „Interkosmosprogramm“ mit der Sowjetunion ging später das Institut für Kosmosforschung (IKF) hervor, das unter anderem optische Hochleistungssysteme für Sojus-Missionen entwickelte. Im Prinzip setzte das IKF die Aktivitäten der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt fort, bis es nach der Wende im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) aufging. Die beiden DLR-Institute für Planetenforschung sowie für Optische Sensorsysteme sind heute die Leuchttürme am Luft- und Raumfahrtstandort Adlershof – der abermals mit Hightechprüfständen von sich reden macht.

Ein Beispiel ist der Lageregelungsteststand der Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH, die 1994 aus dem DLR hervorgegangen ist. Kleinsatelliten lernen darin, bei 360°-Rotation im simulierten In-Orbit-Magnetfeld sowie bei Bestrahlung durch eine bewegliche künstliche Sonne, ihre jeweilige Position und Drehrate zu bestimmen. Nur so können bei Fluggeschwindigkeiten von 7000 m/s Kameras und andere Sensoren präzise auf ihr jeweiliges Ziel auf der Erde ausgerichtet werden. Neben solchen terrestrischen Prüfständen zählen hochpräzise, vibrationsarme Reaktionsräder zu den Spezialitäten von Astrofein – und den Forscherkollegen am DLR. Sie sind nötig, um Satelliten zu drehen.

Direkter Draht ins All

Auch im Bereich der optischen Systeme sind beide Partner stark. Und damit sind sie in Adlershof nicht allein. Mit der Berlin Space Technologies GmbH und deren eigens auf Kleinsatelliten zugeschnittenen multispektralen HD-Videokamerasystemen, der Active Space Technologies und ihrem breit gefächerten Angebot optoelektronischer Systeme, mit eagleyard Photonics, deren Lasersysteme regelmäßig in Raummissionen zum Einsatz kommen, oder mit der IQ Wireless GmbH, die u. a. auf Breitbandfunkverbindungen zu Kleinsatelliten spezialisiert ist, haben weitere Adlershofer Unternehmen einen direkten Draht ins All.

Optische Sensorik und Kommunikationssysteme sind ein kleiner Ausschnitt des Angebots am Standort. Unternehmen wie Astrofein oder die junge Space Structures GmbH entwickeln extrem belastbare und nicht minder leichte Strukturbauteile für Satelliten, die vor dem Start reihenweise knochenharte Belastungstests durchlaufen. Und teils – hier schließt sich der Kreis – findet das Know-how der Adlershofer auch heute noch Verwendung in der Luftfahrt. Sei es Leichtbau von Space Structures, seien es die Hightechmetalle der Forgital Germany GmbH oder die vielfältigen statischen und dynamischen Betriebs- und Strukturfestigkeitsuntersuchungen der GEVA Gesellschaft für Entwicklung und Versuch Adlershof mbH. Wie die DLR-Institute hat Letztere ihre Wurzeln in der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt. Ihre Prüfstände sind in einem alten DVL-Hangar untergebracht. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Luft- und Raumfahrt wohnen in Adlershof Tür an Tür.

   2   3   4   5   6   7   8   9   10   11   12