die letzten zwölf Ausgaben ... Inhalt Dezember 2000
Editorial Editorial Prof. Dr. Scharwächter Wo wir stehen - wohin wir gehen
Titel
Die feminine Seite der Forschung
Deutschland ist ein modernes Land, das anderen Ländern in vielem als Vorbild dient. Doch in einem
Bereich ist Deutschland klares Entwicklungsland: bei der Förderung von Frauen in der Forschung.
Während beispielsweise in Finnland der Anteil von Frauen in wissenschaftlichen Spitzenpositionen
rund 18 Prozent beträgt, liegt er hierzulande gerade einmal bei 5 Prozent. Und dies, obwohl große
Unternehmen wie Hewlett-Packard, Volkswagen und die Telekom nach eigenen Angaben Frauen für ihre
Forschungsabteilungen bevorzugen; denn diese Firmen gehen davon aus, dass Frauen in größeren Zusammenhängen
denken, Probleme kreativer lösen und besser in der Lage sind, ihr Know-how weiterzugeben. Wenn das so ist,
warum dominieren Männer noch immer die deutsche Wissenschaftslandschaft?
Frauen – eine unverzichtbare Ressource
Angesichts der Tatsache, dass in Deutschland der Mangel naturwissenschaftlicher Nachwuchskräfte ein Dauerthema ist, stellt sich die Frage, ob man es sich leisten kann, das weibliche Potential aufgrund mangelnder Förderung brachliegen zu lassen. Nein, meint Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn und startete kürzlich die Initiative »Be.ing – In Zukunft mit Frauen«. Diese soll Mädchen und jungen Frauen mit Ideen und Kreativität Naturwissenschaften schmack-haft machen. Beispielsweise durch das Programm »Mädchen machen Technik«, das in den Ferien von Universitäten und Fachhochschulen in ganz Deutschland angeboten wird. Mädchen im Alter von zehn bis fünfzehn Jahren behandeln dort technische und wissenschaftliche Fragestellungen aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen. Ziel ist es, ihr Interesse für die sonst als zu »trocken« empfundenen Naturwissenschaften zu wecken und gleichzeitig das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken.
Dass die Einführung des Frauenstudiengangs Früchte trägt,
belegen die Zahlen: Der Frauenanteil der FH Wilhelmshaven erhöhte sich von 3 auf 48 Prozent. Ähnlich
positive Erfahrungen machten die Universität Bielefeld sowie die Fachhochschulen in Stralsund, Bremen,
Hannover und Kiel. Doch nach wie vor gibt es auch Vorbehalte, wonach reine Frauenstudiengänge doch nur
minderwertige Lehrinhalte vermitteln. Vielleicht trug dieser schlechte Ruf dazu bei, dass die Fachhochschule
Aalen bereits zweimal keinen frauenspezifischen Studiengang in der zur Zeit sehr angesagten Mikro-
und Feinwerktechnik durchführen konnte, weil sich nicht eine einzige Studentin immatrikulierte.
Aus sechs Bibliotheken wird eine
Die bislang 6 naturwissenschaftlichen Bibliotheken der Humboldt- Universität verschmelzen künftig zu einer High-Tech-Bibliothek. Rund 700.000 Bücher und Fachzeitschriften umfasst der Freihandbereich, hinzu kommen 800 elektronische Zeitschriften. 380 Leser können im großzügig angelegten Lesesaal an Leseplätzen, in Seminarräumen oder speziellen Lesekabinen ihre Wissenslücken in nahezu allen Wissensgebieten schließen. Wem dies nicht genügt, kann für seine Recherchen einen der 350 PC’s nutzen, um sich in 1500 Datenbanken weltweit einzuloggen. Wer lieber an seinem eigenen Notebook arbeitet, kann sich an eine der 52 Workstations andocken. Ist man bei seinen Recherchen fündig geworden, können die entsprechenden Informationen an einem der 71 Drucker in Papierform gebracht werden. Auch die geplanten Öffnungszeiten von 9.00 -22.00 Uhr, bei Bedarf sogar länger, lassen unter Garantie das Herz jedes „Workoholic" höher schlagen.
»Ingenieurinnen haben die Bedürfnisse
der Kunden einfach mehr im Blick als ihre männlichen Kollegen«, so die Erfahrung von Traudel Klitzke, die
im VW-Konzern für die Förderung von Frauen zuständig ist.
Wissenschaftlerinnen-Förderung in Adlershof
Auch am Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof, der mit einer Frauenquote von rund 12 Prozent eine vergleichsweise gute Figur macht, tut sich etwas in Richtung Frauenförderung. Der Forschungsverbund wird in diesem Jahr erstmalig einen Preis für die beste Promotion einer Nachwuchswissenschaftlerin vergeben. Die Bewerberinnen sollten in einem der im Forschungsverbund vertretenen Forschungsgebiete – Pharmakologie, Mathematik, Physik, Ge-wässerökologie oder Wildbiologie – promoviert haben und nicht älter als 32 Jahre sein. Die Auszeichnung ist mit 5000 DM dotiert und wird künftig jährlich verliehen. Im Gespräch mit...
Dr. Falk Fabich,
Wie entstand die Idee, einen Preis für junge Wissenschaftlerinnen auszuloben?
Wir wollen mit unserem Engagement die von Bundesministerin Bulmahn gestartete Initiative zur Chancengleichheit von Frauen in Bildung und Forschung unterstützen. Denn trotz Gleichstellungsbeauftragten und Förderplänen sind Frauen auch heute noch in wissenschaftlichen Leitungspositionen unterrepräsentiert. Der von uns ausgelobte Preis stellt jedoch nur einen Teil der Maßnahmen des Forschungsverbundes dar, mit denen wir den Anteil von Frauen in wissenschaftlichen Leitungspositionen erhöhen wollen. So werden beispielsweise alle in den Instituten des Forschungsverbundes beschäftigten Frauen durch eine Gleichstellungsbeauftragte vertreten, die, ähnlich dem Verfahren im öffentlichen Dienst, an Personalauswahl und Stellenbesetzungsverfahren für wissenschaftliche Leitungspositionen beteiligt wird. einzelnen Blättern oder Kopieren ganzer Buchseiten entfällt somit.
Gibt es in anderen deutschen Städten Vorbilder für einen derartigen Preis?
Am Primatenforschungszentrum Göttingen gibt es seit kurzem einen Preis für junge Wissenschaftlerinnen, der aus meiner Sicht sehr attraktiv ist, denn er besteht nicht wie sonst üblich aus einer Urkunde und einer festgelegten Geldsumme. Die prämierten Wissenschaftlerinnen gewinnen stattdessen einen halbjährigen Forschungsaufenthalt in einem Institut ihrer Wahl, wobei sämtliche Forschungseinrichtungen weltweit zur Auswahl stehen. Ein derartiger Preis ist das absolute Nonplusultra, aber nur mit den entsprechenden finanziellen und organisatorischen Möglichkeiten zu realisieren. So gesehen ist unser Preis unseren gegenwärtigen Möglichkeiten durchaus angemessen, aber auch in seiner Ausgestaltung entwicklungsfähig.
Wie erfolgen Nominierung und Prämierung?
Vorschlagsberechtigt sind die Institutsdirektoren des Forschungsverbundes, die Direktoren weiterer außeruniversitärer wissenschaftlicher Einrichtungen der Region Berlin-Brandenburg sowie habilitierte Mitglieder der Hochschulen dieser Region. Es muß sich jedoch um ein Forschungsgebiet handeln, in dem die Institute des Forschungsverbundes tätig sind. Die Dissertation sollte mit »summa cum laude« abgeschlossen und bereits teilweise in renommierten wissenschaftlichen Zeitungen veröffentlicht worden sein. Die Promotion sollte nicht länger als 18 Monate zurückliegen und die Wissenschaftlerin zu diesem Zeitpunkt nicht älter als 32 Jahre gewesen sein. Die Auswertung der eingereichten Arbeiten erfolgt durch eine Jury, die aus je einem Vertreter der naturwissenschaftlichen und lebens- bzw. umweltwissenschaftlichen Institute des Forschungsverbundes und dem Vorstandssprecher besteht. Die Preisverleihung, also die Übergabe der Geldprämie von 5000 DM und einer Urkunde, erfolgen dann im Rahmen einer öffentlichen Feier.
Wo sehen Sie weitere Ansatzpunkte, die Situation von Frauen in der Wissenschaft zu verbessern?
Ich sehe hier ganz klar sowohl politischen als auch gesellschaftlichen Handlungsbedarf. Die Fähigkeit zum Kinderkriegen darf nicht automatisch zu einer beruflichen Benachteiligung führen. Unsere Gesellschaft kann es sich meiner Ansicht nach nicht erlauben, auf eine zentrale und unverzichtbare Ressource, die immerhin mehr als 50 Prozent ausmacht, zu verzichten. Unbedingt notwendig sind adäquate Möglichkeiten der Kinderbetreuung, um eine Karriere von Frauen in Wissenschaft und Forschung überhaupt möglich zu machen. Darüber hinaus dürfen Brüche in der Berufsbiographie, die aufgrund der Kinderbetreuung entstanden sind, sich nicht automatisch als Karrierebremse auswirken. Porträt
Ensemble der erneuerbaren Energien
Rund 800 Forscher aus den verschiedensten Sparten arbeiten rund um die Themen Sonne, Wind und Wasser;
wie in einem riesigen Orchesterensemble müssen die einzelnen Stimmen zu einem Ganzen vereint werden.
Für dieses harmonische Zusammenspiel sorgt seit 1990 der ForschungsVerbund Sonnenenergie (FVS).
Der FVS bündelt die Forschungsaktivitäten seiner acht Mitgliedsinstitute aus ganz Deutschland und fungiert gleichzeitig als zentraler Ansprechpartner für Politik, Medien und Wissenschaft. Die gemeinsame Zielsetzung ist ehrgeizig: Bis zum Jahr 2030 will man dazu beitragen, den weltweiten Energiebedarf unter Berücksichtigung möglicher Einsparpotentiale zur Hälfte aus regenerativen Quellen zu decken. Eine durchaus realistische Vision, wenn man bedenkt, dass der Anteil der erneuerbaren Energien bereits heute bei 19 Prozent liegt.
Forschung rund um regenerative Energien
Die im ForschungsVerbund Sonnenenergie zusammengeschlossenen Institute arbeiten an vielfältigen wissenschaftlichen Problemstellungen, um die wirtschaftliche Erschließung der erneuerbaren Energien voranzutreiben und somit die Grundlage für eine breite öffentliche Nutzung zu schaffen. Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei die Photovoltaikforschung ein, die sich mit der Umwandlung von Sonnenlicht in elektrische Energie befasst. Mit der Weiterentwicklung der Siliciumsolarzelle beschäftigt sich das Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme. Schwerpunkt des Hahn-Meitner-Institutes und des Forschungszentrums Jülich ist die Entwicklung von Dünnschichtsolarzellen mit besonders hohen Wirkungsgraden. Die Solarthermie, also die thermische Umwandlung der Sonnenstrahlung in elektrische Energie, ist ein zentrales Forschungsthema des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Besonders in südlichen Ländern ermöglichen thermische Solaranlagen eine wirtschaftliche Erzeugung von Solarstrom. Das DLR entwickelt innovative Technologien, die höhere Wirkungsgrade in Solarkraftwerken ermöglichen. Das Institut für Solare Energieversorgungstechnik beschäftigt sich mit systemtechnischen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, die eine gleichbleibende Qualität des regenerativ erzeugten Stroms sicherstellen. Die Geothermie, also die Umwandlung der Erdwärme in Strom, ist wiederum wichtigstes Forschungsthema des GeoforschungsZentrums Potsdam. Zur Zeit wird die Nutzung von heißen Tiefenwässern untersucht und Technologien zur Stimulierung des unterirdischen Wasserdurchflusses entwickelt. Der Nutzung der Windenergie widmen sich die Arbeiten des Institutes für solare Energieversorgungstechnik. Vorrangige Aufgaben sind die Verlängerung der Laufzeit der Anlagen sowie die Einbindung der Windenergie in die bestehende Stromversorgung. Als Stromquelle der Zukunft gilt die Brennstoffzelle, in der Wasserstoff, der künftig verstärkt aus Biomasse gewonnen wird, zu Wasser verbrennt. Das Forschungszentrum Jülich arbeitet an der Entwicklung von Brennstoffzellen für die Kraft-Wärme-Kopplung. Laut Expertenmeinungen muß die langfristige Umstellung der Energieversorgung auf regenerative Quellen mit einer konsequenten Reduzierung des Energiebedarfs einhergehen. Konzepte für solares Bauen entwickelt das Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme. Dazu gehören u.a. die Integration von Solarmodulen in Dächer und Fassaden, die Nutzung eines möglichst hohen Tageslichtanteils sowie eine optimale Wärmedämmung.
Industrielle Partner erwünscht
Für die nähere Zukunft ist der ForschungsVerbund Sonnenenergie be-strebt, externe Mitglieder für sein Ensemble zu gewinnen. »Wir wollen zukünftig das Zusammenspiel mit industriellen Partnern verstärken, erste vielversprechende Projekte sind bereits angelaufen«, verrät Gerd Stadermann. Ein gewisser Stolz ist in seiner Stimme deutlich hörbar. Porträt
Makroeinblicke in den Mikrobereich
Gigantische Feuerquallen, überdimensionale Vulkankrater und bedrohlich wirkende Rieseninsekten erscheinen vor
dem Betrachter auf dem Bildschirm.
Dabei geht es nicht etwa um einen amerikanischen Horrorstreifen, sondern um die Auswertung von Bildern im Labor der Röntec GmbH. »Was Sie hier auf dem Computer sehen, sind Blütenpollen, Lackpartikel und Kopfläuse – aufgenommen mit dem Bildsystem eines Röntgenspektrometers«, klärt Gert Kommichau, Marketingleiter des Adlershofer Unternehmens, auf. Von ihm erläutert, erscheint das Prinzip der energiedispersiven Röntgenspektrometrie denkbar einfach: Unter einem Raster-Elektronenmikroskop wird die zu untersuchende Probe von einem Elektronenstrahl abgetastet; dabei gibt sie eine für sie charakteristische Röntgenstrahlung ab, wobei jede Spitze, im Fachjargon »peak« genannt, einem Element der Probe entspricht. Eine spezielle Software zeigt in kürzester Zeit an, wie viel Prozent von jedem Element vorhanden sind.
Einblicke in viele Bereiche
»Weltweit gibt es nur fünf große Hersteller von Röntgenspektrometern und in Deutschland sind wir die einzigen«, fasst Marketingspezialistin Gabriele Mäurer die Marktlage in kurzen Worten zusammen. Die Röntec-Technologie ermöglicht in den verschiedensten Bereichen völlig neue Einsichten – beispielsweise in der Kriminalistik. Kommt es im Rahmen eines Verkehrsdeliktes zu einer Fahrerflucht, lässt sich anhand einer Analyse der Lackpartikel der Wagentyp des Flüchtigen genau bestimmen. In einem Mordfall lässt sich anhand der Schmauchspuren noch Tage nach der Tat der Täter überführen. In der Krebsforschung bestimmen Röntgenspektrometer genau, welche Wirkung verschiedene Medikamente auf die Tumorzellen haben. In der Halbleiterindustrie wiederum können die Röntec-Geräte schnell die Ursache für eine etwaige Störung des Schaltkreises identifizieren – von harmlosen Schmutzpartikeln bis zu schwerwiegenden Konstruktionsfehlern.
Elementverteilung in Minuten
»Für manche Anwender reicht die Information, welche Elemente in ihrer Probe vorhanden sind, nicht aus; in einigen Bereichen ist es wichtig zu wissen, wie die Elemente in der Probe exakt verteilt sind«, erläutert Kommichau. An diesen Kundenkreis richtet sich das Element-Imaging-System MultiMax – eine Weltneuheit. Innerhalb von wenigen Minuten werden die gemessenen Impulse in Farbbilder der Einzelelemente umgewandelt. Damit ist MultiMax herkömmlichen Mapping-Systemen, bei denen dieser Prozeß mehrere Stunden in Anspruch nimmt, deutlich überlegen.
Revolution mit neuartigem Detektor
Besonders stolz ist das Röntec-Team auf die neueste Entwicklung: die XFlash®-Technologie, die laut Expertenmeinung die Röntgenspektrometrie revolutionieren wird. Herzstück des XFlash®-Detektors ist ein 1,5 cm großer Sensor mit integriertem Silizium-Driftkamme-Chip, der bereits in der Weltraumforschung zur Detektion kosmischer Strahlung eingesetzt wurde. Während vergleichbare Detektorsysteme nur 50.000 Impulse pro Sekunde verarbeiten können, bringt es der XFlash®-Detektor auf rund 400.000. Durch sein bereits im Sensor integriertes Kühlsystem ist er wesentlich kleiner und handlicher als die mit Stickstoff gekühlten Konkurrenzgeräte. »Doch auf unseren Lorbeeren werden wird uns trotz der recht erfolgreichen Entwicklungen nicht ausruhen«, verspricht Gabriele Mäurer. Zur Zeit ar-beitet die Röntec GmbH an einer besseren Verstärkertechnik, die den XFlash®-Detektor weiter perfektionieren wird. Porträt
Dem Lärm auf der Spur
Akustische Kamera setzt Schall ins Bild
Dr. Gerd Heinz von der Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e.V. (GFaI) ist dem Lärm von Berufs wegen auf der Spur. Die von ihm entwickelte akustische Kamera lokalisiert Geräusche genau und bildet diese dann exakt ab. Eine Kamera, die statt Licht Schall aufnimmt – das klingt zunächst unglaubwürdig. »Das Prinzip ist relativ einfach«, erläutert Heinz. Ein sogenanntes Mikrophonarray mit 32 Mikrophonen in unterschiedlicher An-ordnung nimmt die Schallwellen auf. Ein speziell entwickeltes Computerprogramm zaubert anschließend ein koloriertes Schallbild des Untersuchungsgegenstandes auf den Bildschirm, wobei die besonders geräuschinten-siven Bereiche lila und rot, die ge-räuschärmeren dagegen gelb, grün oder blau dargestellt werden. Überlagert man das Schallbild mit einem Foto des lärmenden Objekts, lässt sich der Geräuschherd genau lokalisieren.
Erstaunliche Einsichten
»Unsere akustische Kamera hat bei Untersuchungen schon manches Mal zu erstaunlichen Einsichten geführt«, berichtet Heinz. So zeigte beispielsweise die Untersuchung eines PKW, dass nicht, wie zunächst vermutet, der Motor die meisten Geräusche verursacht, sondern der vom Asphalt reflektierte Schall von Ölwanne und Vorschalldämpfer. Ähnlich verhält es sich bei Flugzeugen: Das Donnern der Düsen wird durch eine Schallreflektion auf der Startbahn verdoppelt, was durch die akustische Kamera nachgewiesen werden konnte.
Weltweit konkurrenzlos
Obwohl dem sechsköpfigen Team um Gerd Heinz mit der akustischen Kamera eine weltweit nahezu konkurrenzlose Entwicklung gelungen ist, ist man bestrebt, das Erreichte zu perfektionieren. Während der Prototyp der Kamera nur für Geräuschaufnahmen aus unmittelbarer Nähe geeignet ist, kann das neu entwickelte Fernmeßsystem dank spezieller Hardware Geräusche aus einer Entfernung von einigen hundert Metern genau lokalisieren. Diese Distanz spielt in einem aktuellen Untersuchungsprojekt eine besondere Rolle: Firmen mit großen Pumpstationen für Öl, Erdgas, Wasser oder Abwasser werden immer wieder von Anwohnern verklagt, weil von ihnen betriebene Werkstätten eine unzumutbare Lärmbelästigung darstellen. Da neben der Firma aber meist auch andere Lärmerzeuger aktiv sind, gelingt die Zuordnung der Schallanteile oft nicht. Die GFaI wurde beauftragt, »Störenfriede« mittels ihrer neu entwickelten Fernmesskamera zu ermitteln. Ein weiteres aktuelles Projekt beschäftigt sich mit der Geräuschemission von Windkrafträdern. Ein Hersteller von Windkraftanlagen, der einen Windpark mit neu entwickelten Windsegeln bestücken sollte, musste feststellen, dass die neuen Segel erheblich mehr Geräusche verursachen als herkömmliche. Nun soll die GFaI mit ihrer Geräuschkamera den Konstruktionsfehler im System ausmachen.
Verkaufsargument: geräuscharm
Während zu viel Lärm für viele Produkte das Aus bedeutet, ist wenig Lärm ein nicht zu unterschätzendes Verkaufsargument. So beispielsweise bei einem großen Baufahrzeughersteller: Unterstützt von der Technik und dem Know-how der GFaI gelang die Entwicklung geräuscharmer Nutzfahrzeuge. Das Verkaufsargument »leisester Bagger« und »leisester Mobilkran« wurde fester Bestandteil der Marketingstrategie und soll zu einer Umsatzsteigerung von 30 Prozent führen. Neuestes Einsatzfeld der akustischen Kamera ist die Innenraumerkundung von Automobilen der gehobenen Preisklasse. Käufer dieser Limousinen erwarten neben einer luxuriösen Innenausstattung auch den Luxus eines extrem geräuscharmen Fahrens. Dank GFaI-Technik konnte ein Schwachpunkt eines neuen Serienmodells schnell identifiziert werden. Rollgeräusche drangen aufgrund einer unzureichenden Türabdichtung ins Wageninnere. Obwohl Heinz und sein Team mit ihrer akustischen Kamera schon jetzt sehr erfolgreich sind, arbeiten sie bereits an einer weiteren Verbesserung. »Die Bilder haben noch nicht die Qualität, die wir erreichen könnten«, stellt er fest. Und er hat schon eine Idee, wo er ansetzen muss: bei der Phasengenauigkeit der Messmikrophone.... Humboldt
GMD finanziert Sonderprofessur
Am Standort Adlershof betreibt sie das »Forschungsinstitut Rechnerarchitektur und Softwaretechnologie« (FIRST)
mit circa 90 Mitarbeitern. Schwerpunkte der Forschung bilden insbesondere die Softwaretechnik, das heißt der
methodische Entwurf hochwertiger Software, und innovative Anwendungen massiv paralleler Rechner.
Der zukünftige Stelleninhaber soll zugleich in die Institutsleitung der GMD integriert werden. Für die
Studenten hat dies den Vorteil, dass sie bereits während ihres Studiums im Rahmen des Lehrplans oder in
der studienbegleitenden Projektarbeit die Besonderheiten großer Softwarevorhaben kennenlernen.
Seit mehr als zwei Jahren ist das Institut für Informatik der Humboldt-Universität zu Berlin unmittelbarer Nachbar von GMD-FIRST in Adlershof. In dieser Zeit hat sich eine für beide Seiten positive Zusammenarbeit entwickelt. Zahlreiche Vorhaben be-arbeiten Mitarbeiter beider Einrichtungen sowie Studenten der HU gemeinsam. Darüber hinaus gibt es gemeinsame Einladungen an Gastwissenschaftler, Kolloquien und Tagungen.
Kontakt :
Prof. Dr. Wolfgang Reisig Tel: 2093 - 3066 E-mail : reisig@informatik.hu-berlin.de In Kürze Ehrendoktorwürde für Manfred Gentz
Für seine großen Verdienste um den Wissenschaftsstandort Berlin wurde Dr. Manfred Gentz, langjähriges
Mitglied des Aufsichtsrates der WISTA-MANAGEMENT GMBH, am 17. November von der Technischen Universität
der Ehrendoktortitel Dr. rer. oec. hc. verliehen.
Gentz, der hauptberuflich als Vorstandsmitglied der DaimlerChrysler AG sowie als Vizepräsident der IHK Berlin tätig ist, machte sich im Rahmen zahlreicher ehrenamtlicher Funktionen um die Wissenschaft verdient. So ist er u.a. Vorstandsvorsitzender der Wirtschaftswissenschaftlichen Ge-sellschaft, »Member of the Board« des Aspen Institute sowie Vorsitzender des Kuratoriums der Technologiestiftung Innovationszentrum Berlin. Wir übermitteln Herrn Dr. Gentz auf diesem Wege unsere besten Glückwünsche zu dieser Auszeichnung. In Kürze Feiern von Rechts wegen
Anlässlich ihres einjährigen Jubiläums in Adlershof lädt die Anwaltskanzlei Dr. Holzhauser & Partner
am 7.12.2000 ab 16 Uhr zu interessanten Rechtsvorträgen in das Foyer der ersten Etage des Innovations-
und GründerZentrums (IGZ) ein. Auf dem Programm stehen hochaktuelle Themen wie z. B. »Vertragsabschluss
via Internet« oder »Besonderheiten beim Internetselling«. Anschliessend besteht die Möglichkeit, das
Gehörte im gemütlichen Rahmen zu diskutieren. Anmeldungen werden erbeten unter der Telefonnummer: 6392-6860.
Porträt
Lösungen mit System
Ausgründung mit Pilotwirkung
Die debis Systemhaus Solutions for Research GmbH (debis SfR) ist dabei schon aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte außergewöhnlich. Die Gründung ist ein Spin-off des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), in der der gesamte Bereich der Informationstechnologie zusammengefasst und outgesourct wurde. Dieser Vorgang, eine gesamte Abteilung eines Institutes in ein privatwirtschaftliches Unternehmen auszugliedern, ist in der deutschen Forschungslandschaft bisher einmalig – Pilotwirkung auf andere Forschungsinstitute nicht ausgeschlossen. Auf der Suche nach einem geeigneten Partner für die Ausgründung wählte das DLR das debis Systemhaus, so dass im Mai 1999 debis Systemhaus Solutions for Research mit etwa 120 Mitarbeitern bei den Kunden DLR und DaimlerChrysler die Arbeit aufnahm.
IT-Technologie in der Forschung
Seit Einführung der dezentralen vernetzten Rechner werden die einzelnen Computer in den Instituten von den Forschern selbst konfiguriert und bedient. Nur in Problemfällen holte man sich die zentrale Informationstechnologie zu Hilfe. Da sich im IT-Bereich die Innovationszyklen noch schneller als auf anderen Gebieten der Technik verkürzen, stellt dies immer höhere Anforderungen an die Flexibilität der Betreiber. Endsysteme, Vernetzung und Datendienste müssen für jedes Projekt neu konfiguriert und manchmal während der laufenden Forschungsarbeit ergänzt werden – eine Leistung, welche die Wissenschaftler neben ihrer eigentlichen Hauptaufgabe selbst nicht mehr adäquat erledigen können. Diese professionelle Betreuung übernehmen jetzt die IT-Spezialisten von debis SfR.
Arbeit mit Fingerspitzengefühl
Die Mitarbeiter von debis SfR müssen sich dabei nicht nur mit der Rechentechnik auskennen. Sie benötigen auch Fachkenntnisse auf dem Forschungsgebiet der Wissenschaftler und Einfühlungsvermögen in deren Denk- und Arbeitsweise. Da das debis-Team zum größten Teil aus den ehemaligen IT-Mitarbeitern des DLR besteht, klappt die Kooperation reibungslos – schließlich kennen sich die Kollegen seit Jahren.
debis in Adlershof
Für das Adlershofer DLR arbeitet derzeit ein siebenköpfiges Team der debis SfR, das viele Rechner der Wissenschaftler vor Ort betreut. Aus Wirtschaftlichkeitsgründen wird angestrebt, zukünftig so viele Vorgänge wie möglich von zentralen debis-Computern aus zu steuern. In einer Kooperation auf dem Gebiet der Planetenerkundung übernahm debis die gesamte Archivierung und die Sicherung der Planeten-Bilddaten, die laufend von den im Weltall kreuzenden Erkundungssonden erfaßt und zur Erde gefunkt werden. Diese Daten sind ein »flüchtiges Gut« und gehen verloren, wenn sie nicht auf sicheren Medien sofort abgespeichert werden. Hierfür stellt debis SfR ein hochverfügbares Sicherungssystem bereit, das die wertvollen Daten zuverlässig sichert. So werden übrigens auch die Daten von den Arbeitsplatzrechnern der DLR-Mitarbeiter automatisch täglich gesichert. Anschließend bereiten die Wissenschaftler des DLR-Instituts für Weltraumsensorik und Planetenerkundung die Daten auf und verarbeiten sie zu kontrastreichen Bildern. debis SfR betreibt unter anderem ein robotergesteuertes Magnetbandarchiv mit einem Speichervolumen von 15 Billionen Bytes, in dem diese Daten online gespeichert werden. So kann über eine Datenbank des DLR zu jeder Zeit auf die Weltraumbilder, auch aus dem Internet heraus, zu-rückgegriffen werden. Es geht aber nicht nur um Planetendaten. Auch die vom DLR in großem Stil erfaßten Daten zur Erderkundung werden in Berlin-Adlershof bei debis SfR gespeichert und zur Auswertung, zum Beispiel für den Umweltschutz oder den Städtebau, bereitgestellt. In einer eigenen Abteilung entwickelt debis SfR zusätzlich neue Anwendungskonzepte und Software, die die Forscher am Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Berlin-Adlershof in Zukunft noch stärker als bisher unterstützen werden.
Kontakt :
for Research GmbH Peter Uhlig Tel.: 67 05 56 65 Portrait
Watt Ihr Volt...
Vor rund zweieinhalb Jahren erfolgte die Liberalisierung des Strommarktes. Besonders für die Stadtwerke
fielen die Prognosen damals düster aus. Nur 50 bis 100 dieser kommunalen Betriebe würden überleben, waren
sich Fachleute sicher.
Ende 2000 ist am Strommarkt von einem Verdrängungswettbewerb nichts zu spüren. Nahezu alle der rund 1000
Stadtwerke konnten sich bislang behaupten.
Liberalisierung als Chance
Für Karl Meyer, Prokurist der Blockheizkraftwerks-Träger- und Betreibergesellschaft mbH Berlin (BTB) ist die Talsohle bereits durchschritten. »Der Verdrängungswettbewerb hatte vor einem Jahr seinen Höhepunkt, momentan kompensiert er sich selbst.« Neben den negativen Seiten, wie zum Beispiel dem erheblichen Preisverfall, hatte die Liberalisierung für Meyer auch durchaus positive Seiten: »Unsere Entwicklungsmöglichkeiten haben sich erheblich vergrößert und wir haben diese Chance genutzt«.
»Früher waren das, da mit schwerem Heizöl betrieben, richtige Dreckschleudern«, schmunzelt Meyer,
»die den Anwohnern bei ungünstiger Wetterlage regelmäßig einen schmierigen ›fall out‹ bescherten«.
Umweltschonende Stromerzeugung
Der Umweltaspekt ist für die BTB das zentrale Thema. Bereits seit 10 Jahren produziert man Energie zu fast 100 % im Kraft-Wärme-Kopplungsverfahren. Das ist eine relativ investitionsaufwendige Form der Stromerzeugung, deren Vorteile, nach Meyers Ansicht, diesen Nachteil jedoch bei weitem ausgleichen. So ermögliche Kraft-Wärme-Kopplung eine höhere Ausnutzung der Primärenergie, eine Verminderung der ozonschädigenden Emissionen und eine langfristig höhere Wirtschaftlichkeit. Rund 1200 Kunden, vornehmlich im Süden Berlins, werden mit umweltfreundlich erzeugtem Strom bzw. Wärme durch die BTB versorgt. Größter Kunde ist mit 25.000 Kilowatt Wärme und 5 Megawatt Strom der Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof. »Für jeden Energieanbieter eine Herausforderung«, gibt Meyer zu, »denn die Sensibilität von Forschung und Wissenschaft fordert von uns ein hohes Maß an tatkräftiger Unterstützung«. Da die BTB selbst ein mittelständisches Unternehmen mit flexiblen Strukturen ist, sind ihr die Bedürfnisse und Besonderheiten der KMU am Standort durchaus vertraut. Vorteilhaft ist auch, dass im Adlershofer Blockheizkraftwerk der größte Teil des BTB- Stroms erzeugt wird.
Energie-Management
»Viele Unternehmen und Institute fahren ihre Anlagen nur wenige Male im Jahr richtig hoch und erreichen dann die Spitzenleistung. Da sich die preisliche Gestaltung jedoch an diesem Spitzenwert orientiert, schlägt sich das dann auch in der Stromrechnung nieder«, erläutert Meyer. »Wir haben deshalb ein sogenanntes Spitzenlast-Management eingeführt. Das bedeutet, dass wir uns die Energiesituation vor Ort anschauen und die verschiedenen Anlagen dann so verschalten, dass der Spitzenwert nicht mehr erreicht wird.« Eine weitere Besonderheit auf dem WISTA ist der zusätzliche Bedarf an Kälte. Bestimmte Labore, Computerarbeitsräume sowie die Hörsäle, Bibliotheken und das Rechenzentrum der Humboldt-Universität müssen ständig klimatisiert werden. Auch darauf hat sich die BTB eingestellt und produziert nun die benötigte Kälte in Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung, wobei ein Teil der entstandenen Wärme in Kälte umgewandelt wird.
Sonnige Zukunftsperspektiven
Gefragt nach den Zukunftsperspektiven, sieht die BTB im wahrsten Sinne des Wortes sonnigen Zeiten entgegen: Auf dem Dach des WISTA-Business-Centers wird man ab Ende des Jahres den Betrieb einer 50 Kilowatt Photovoltaik-Anlage fördern. Impressum
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